Jenatsch

[225] Jenatsch, Georg, der Retter Graubündens im Dreißigjährigen Kriege, geb. 1596 in Samaden, gest. 24. Jan. 1639, studierte am Carolinum in Zürich Theologie, war evangelischer Pfarrer in Scharans, beteiligte sich seit 1618 an den wilden Parteikämpfen seines Landes, wütete durch sogen. Strafgerichte gegen die spanisch-katholische Partei und erschlug nach dem Veltliner Protestantenmord 1621 den Pompejus Planta, das Haupt derselben. Bei der Eroberung Bündens durch die Österreicher griff er 1621 zum Waffenhandwerk und führte bald einen kühnen Parteigängerkrieg gegen den Feind in der Heimat, bald kämpfte er mit Auszeichnung im Dienste Mansfelds, Venedigs und Frankreichs. Als der Herzog von Rohan im Auftrage Richelieus 1635 das Veltlin den Spaniern entriß, war J. als Oberst eines Regiments seine rechte Hand. Da aber Richelieu Miene machte, Bünden und seine Untertanenländer als Pfand für den Friedensschluß zu behalten, knüpfte J. zur Befreiung seiner Heimat Unterhandlungen mit Österreich-Spanien an, trat zu diesem Zweck zur katholischen Kirche über, wußte in meisterhafter Weise Rohan zu täuschen und zugleich die beim französischen Heer befindlichen Bündner sowie das ganze Land für seinen Plan zu gewinnen, bis er, von Spanien unterstützt und zum General der drei Bünde ernannt, imstande war, die Franzosen 5. Mai 1637 zum Abzug zu zwingen. Von da an der politische und militärische Lenker seines Landes, als »Direktor« des spanisch-österreichischen Bündnisses mit Reichtümern überschüttet, beschloß J., als Gouverneur von Chiavenna sein der Befreiung seiner Heimat geweihtes, aber durch wilde Grausamkeit beflecktes Leben, indem er bei einem nächtlichen Gelage in Chur von Verschwornen ermordet wurde, unter denen sich der Sohn des erschlagenen Planta befand. Erst der Herausgeber der Memoiren Rohans (1758), Zurlauben, läßt auch Plantas Tochter Lucretia Katharina an der Ermordung teilnehmen. J. ist der Held des gleichnamigen Romans von Konrad Ferdinand Meyer (Leipz. 1876) und eines Trauerspiels von Rich. Voß (1893). Vgl. Haffter, Georg J. (Davos 1894; Urkundenbuch dazu, Chur 1895); Dierauer, Georg I., Vortrag (2. Aufl., St. Gallen 1896); Riedhauser, Georg I. (Davos 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 225.
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