[299] Jommelli, Nicola, Komponist, geb. 10. Sept. 1714 in Aversa im Neapolitanischen, gest. 25. Aug. 1774 in Neapel, erhielt seine Ausbildung in Neapel durch Durante, Leo und Feo, brachte seit 1737 eine lange Reihe Opern zur Ausführung, die ihn später berühmt machten, so daß er 1747 Direktor des Konservatoriums degli Incurabili in Venedig und 1749 zweiter Kapellmeister der Peterskirche in Rom wurde. 1753 berief ihn Herzog Karl als Hofkapellmeister nach Stuttgart, wo er bis 1769 blieb. Als er dann nach Italien zurückkehrte, war er seinen Landsleuten ein Fremdling geworden und vermochte die frühern Erfolge nicht zu erneuern. Die 57 Opern Jommellis tragen durchweg die altbekannten Titel der Lieblingsstoffe der Opera seria (»Semiramide«, »Didone abbandonata«, »Armida«, »Demofoonte«, »Ifigenia in Tauride« etc.), in gelegentlicher Abwechselung mit Pastorales, und obwohl sein Tonsatz sorgfältig ist und besonders in Deutschland sich inhaltlich vertiefte, so ist doch J. ein Hauptrepräsentant der Schabloneoper, die durch die Reformen Glucks überwunden wurde. Außer den Opern schrieb J. eine Anzahl Oratorien opernmäßiger Faktur, aber auch Messen, Psalmen und andre Kirchenstücke gediegener Haltung, darunter ein achtstimmiges »Miserere« und ein desgleichen für zwei Soprane mit Orchester. Ein Teil der in Stuttgart aufbewahrten Partituren Jommellis ging bei einem Brande des Hoftheaters 1802 zugrunde.