[446] Kalabrĭen (lat. Calabria), im Altertum Name der südöstlichen Halbinsel von Unteritalien (Großgriechenland, s. die Geschichtskarte bei Art. »Italia«), die sich von Tarent bis zum Japygischen Vorgebirge (Capo St. Maria die Leuca) erstreckt und auch Messapia genannt wurde (jetzt Provinz Lecce). Sie hatte außer den alten oskischen Bewohnern eine reiche Bevölkerung illyrischer Einwanderer (Messapier, Sallentiner, Kalabrer) und griechischer Kolonen. Die bedeutendsten Städte waren: Brundusium (Brindisi), Hydruntum (Otranto), Tarentum (Taranto), Kallipolis (Gallipoli), Uria (Oria), Lupia (Lecce) etc. Im Mittelalter wurde durch die byzantinischen Kaiser der Name K. auf das frühere Bruttium übertragen und bezeichnet seitdem die südwestliche Halbinsel Unteritaliens, die sich, östlich vom Ionischen, westlich vom Tyrrhenischen Meer bespült, zwischen 40°7' und 37°56' nördl. Br. von N. nach S. erstreckt. Die Landschaft (s. Karte »Italien, südl. Hälfte«) umfaßt die drei italienischen Provinzen Catanzaro, Cosenza und Reggio di Calabria und hat 15,075 qkm (273,8 QM.) mit (1901) 1,860,913 Einw. Über die Geschichte des heutigen K. im Altertum s. Bruttii. Im Mittelalter verblieb K. (im alten Sinne) nach dem Untergang des ostgotischen Reiches den Byzantinern, wurde aber seit dem 9. Jahrh. von Sizilien aus durch Einfälle der Sarazenen, die sich zeitweilig auf der Halbinsel festsetzten, heimgesucht. Die Versuche der Kaiser Otto I. und Otto II., K. zu erobern, hatten keinen dauernden Erfolg; letzterer wurde 982 in K. von den Arabern entscheidend geschlagen. Erst im 11. Jahrh. entrissen die Normannen den Griechen die Herrschaft in K.; die um 1044 begonnene Eroberung[446] des Landes ward durch Robert Guiscard (s. d.) vollendet. Seitdem fällt die Geschichte Kalabriens mit der des normannischen Reiches in Unteritalien und des Königreichs beider Sizilien zusammen. Vgl. vom Rath, Ein Ausflug nach K. (Bonn 1871); de Lorenzo, Memorie da servire alla storia di Reggio e delle Calabrie (Reggio 187580).