Kielland

[889] Kielland (spr. kjéll-), Alexander Lange, norweg. Romanschriftsteller, geb. 18. Febr. 1849 in Stavanger als Sohn eines Großkaufmanns, studierte in Christiania die Rechte und ließ sich als Ziegelwerksbesitzer in seiner Vaterstadt nieder, bis die Bewegung der 1870er Jahre und eine Reise nach Paris ihn für die Literatur gewannen. Seine ebenso kurze wie glänzende Dichterlaufbahn beendete er, als er 1891 Bürgermeister in Stavanger wurde. Als K. 1880 »Garman und Worse« (deutsch, Leipz. 1881; auch in Reclams Universal-Bibliothek) herausgab, war seit Jahrzehnten kein Roman über das norwegische Bürgertum erschienen: das Publikum stellte seinen Verfasser sofort neben die drei Großen, Ibsen, Björnson und Lie. Von seinen »Neuen Novelletten« (1889, 4. Aufl. 1893; deutsch bei Reclam; »Novellen und Novelletten«, Berl. 1904), drei kleinen Bühnenstücken (1880) und dem Roman »Arbeiter« (1881; deutsch, Berl. 1881, Zürich 1897) mußten sofort neue Auflagen erscheinen. Rasch folgten »Else« (1881; deutsch, Berl. 1882 und 1900); »Schiffer Worse« (1882; deutsch, Stuttg. 1885); »Verheiratet« (1883); »Fortuna« (1884; deutsch, Stuttg. 1886); »Schnee« (1886; deutsch, das. 1889, Berl. 1901); »Jakob« (1891; deutsch, Berl. 1899) und die Lustspiele »St.-Johannes-Fest« (1887; deutsch, das. 1890); »Drei Paare« (1886); »Bettys Vormund« (1887) und »Der Professor« (1888). Seit 1897 erscheinen seine gesammelten Schriften. K. schloß sich erst den Franzosen, dann der nordisch-realistischen Schule an. Mit eleganter Formvollendung, beißender Satire und frischem Humor schildert er die Gesellschaft, die Patrizier und Plebejer, das aristokratische Genußleben und das arbeitserfüllte Vegetieren. Die Komposition seiner Erzählungen ermangelt manchmal der Straffheit, die Idee aber ist immer geschickt gewählt und die Einzelausführung trefflich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 889.
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