[520] Lichttelegraphie, Einrichtung, die gestattet, durch Änderung der Intensität der Lichtstrahlung telegraphische Zeichen zu geben. Wird die Lichtintensität des Gebers auf elektrischem Wege geändert, so wird die Einrichtung lichtelektrische Telegraphie genannt, obwohl diese Bezeichnung auch berechtigt ist, wenn die Lichtintensitätsschwankungen des Gebers durch mechanische Mittel erzeugt und nur der Empfangsapparat durch Elektrizität betätigt wird. Vorläufer der L. sind das Photophon und Radiophon (s. d.), auch die Zicklersche lichtelektrische Telegraphie mittels ultravioletter Strahlen gehört hierher. Bei dieser enthält der Empfänger ein in Gang gesetztes Funkeninduktorium, dessen Kugelelektroden so weit voneinander entfernt werden, daß die Funkenentladung eben aufhört. Letztere beginnt sofort wieder, sobald ultraviolette Strahlen die Elektroden treffen, und betätigt einen Kohärer, der, wie bei der drahtlosen Telegraphie, einen Klopfer zum Ansprechen bringt. Auf der Sendestation werden die ultravioletten Strahlen einer Bogenlampe durch Vorhalten einer Glasplatte in den Intervallen der Morsezeichen am Ausstrahlen verhindert. Erst infolge der Erfindung der sprechenden Bogenlampe durch Simon und der Vervollkommnung der Selenzellen sowie der ganzen Senderanordnung durch Ruhmer wurde die L. praktischen Zwecken dienstbar gemacht. Der Flammenbogen der elektrischen Bogenlampe verwandelt periodische Stromschwankungen, die sich über seinen Hauptstrom (Starkstrom) lagern, nicht nur bis in alle Einzelheiten der Klangfarbe in Töne (Sprechen des Flammenbogens), indem die Stromänderungen Temperaturschwankungen und damit wahrscheinlich auch Schwankungen des Flammenbogenvolumens hervorrufen, die sich als Schallwellen äußern, sondern die Temperaturschwankungen verursachen auch Schwankungen in der Intensität der Lichtstrahlung. Zur Hervorbringung der periodischen Stromschwankungen dient folgende Einrichtung: In den Stromkreis der Bogenlampe wird die eine Wickelung eines Transformators, in die zweite Wickelung ein mechanisch bewegter Quecksilberunterbrecher mit Batterie und eine Morsetaste eingeschaltet. Der beim Schließen der Taste entstehende Strom wird durch den Unterbrecher in eine Reihe von rasch folgenden Stromstößen zerlegt, diese induzieren im Lampenstromkreis einen undulierenden Strom, der die gewünschten Lichtintensitätsschwankungen hervorruft. Durch einen parabolischen Spiegel werden die Lichtstrahlen nach der Empfangsstation (Fig. 1) gesandt, wo sie durch einen gleichartigen Spiegel auf die zylinderförmige, in einer luftleeren Glasbirne befindliche Selenzelle (Fig. 2) geworfen werden.
In die Nuten des Zylinders, der aus unglasiertem Porzellan besteht, werden die Zuführungsdrähte erwärmt hineingewickelt, worauf das Selen in geschmolzenem Zustand aufgetragen und erhitzt wird. Bei Belichtung leitet das Selen den elektrischen Strom zwei- bis zehnmal besser als im Dunkeln. Die Selenzelle liegt mit zwei Telephonen und einer Batterie in einem Stromkreis, so daß die auftretenden Änderungen der Leitfähigkeit des Selens Stromschwankungen erzeugen, die in den Telephonen als summende Töne vernehmbar werden. Letztere setzen sich entsprechend den Bewegungen des Morsetasters zu akustischen Morsezeichen zusammen. Die L., mit der bis auf eine Entfernung von 15 km Verständigung erzielt werden kann, ist namentlich da, wo ohnehin Scheinwerfer vorhanden sind, z. B. in Festungen, auf Kriegs- und Handelsschiffen, zum drahtlosen Verkehr mit der nähern Umgebung von Nutzen. Wird im Geber statt des Unterbrechers ein Mikrophon eingeschaltet, so läßt sich bis 10 km die Sprache übermitteln (Lichttelephonie). Vgl. E. Ruhmer, Das Selen und seine Bedeutung für die Elektrotechnik mit besonderer Berücksichtigung der drahtlosen Telephonie (Berl. 1902).