Löbau

[641] Löbau, 1) (L. in Westpreußen, poln. Lubawa) Stadt im preuß. Regbez. Marienwerder, Kreis L., an der Sandella und der Staatsbahnlinie Zajonczkowo-L., 145 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, Synagoge, ehemaliges Bernhardinerkloster (1820 aufgehoben, jetzt Schule), eine Schloßruine, Progymnasium, evang. Schullehrerseminar, Präparandenanstalt, Amtsgericht, Molkerei, Bierbrauerei, eine Dampfmahlmühle, 2 Sägewerke und (1900) 4451 meist kath. Einwohner. L. wird zuerst um 1269 als Stadt erwähnt. Vgl. Liek, Die Stadt L. in Westpreußen (Marienw. 1893). – 2) (L. in Sachsen, wend. Lubij) Amtshauptstadt in der sächs. Kreish. Bautzen, am Löbauer Wasser, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Dresden-Görlitz, L.-Zittau u.a., 266 m ü. M., hat 3 evangelische (darunter eine wendische) und eine kath. Kirche, ein schönes Rathaus, Denkmäler Kaiser Wilhelms I., Luthers, Bismarcks, Humboldts und der am 9. Sept. 1813 hier gefallenen Russen, Schullehrerseminar, Realschule mit Progymnasium, Handelsschule, Altertumsmuseum, das Oberlausitzer Museum für Natur- und Kulturgeschichte, Amtsgericht, Mineralbad (König Albert-Bad), Pianoforte- u. Saitenorgelbau, Baumwollspinnerei,-Zwirnerei,-Weberei, Färberei, Bleicherei etc., Fabrikation von Knöpfen, Filz- und Schuhwaren, landwirtschaftlichen Maschinen, Buntpapier, Zigarren, Zucker, künstlichen Blumen, Malz, Kohlensäure etc., Eisengießerei, Dampfkessel- und Maschinenbau, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Steinsägerei und -Schleiferei, Garn- und Getreidehandel und (1900) 9637 Einw., davon 780[641] Katholiken und 35 Juden. Auf dem nahen sogen. Löbauer Berg (450 m) ein Aussichtsturm. L., zuerst 1221 als Stadt erwähnt, ist eine Kolonistengründung des böhmischen Königs, blieb königliche »freie« Stadt, erhielt 1306 ein Weichbild und trat 1346 dem Sechsstädtebund (s. d.) bei, der hier seine Städtetage abhielt. L. hatte im Hussitenkrieg schwer zu leiden und verlor 1547 infolge des Pönfalls (s. d.) seine Güter und Rechte. Vgl. Knothe, Urkundenbuch der Städte Kamenz und L. (im »Codex diplom. Saxoniae«, Bd. 2, Leipz. 1883); Bergmann, Geschichte der Oberlausitzer Sechsstadt L. (Bischofswerda 1895); Kretschmar, Die Stadt L. (Chemn. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 641-642.
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