Longīnos

[703] Longīnos, Kassios, neuplaton. Philosoph, Rhetor und Grammatiker aus Athen, um 213–273 n. Chr., lehrte in Athen, bis ihn die Königin Zenobia von Palmyra als Ratgeber zu sich berief; weil er sie in ihrem Widerstand gegen Rom bestärkt hatte, ließ ihn Kaiser Aurelianus enthaupten. Er war ein Mann von umfassender Gelehrsamkeit, daher ihn sein Biograph Eunapios eine lebendige Bibliothek und ein wandelndes Museum nannte. Von seinem umfänglichen Werke »Philologische Unterhaltungen« erhielt er den Ehrennamen Philologos. Erhalten sind von ihm nur Prolegomena zu dem Metriker Hephästion und das Bruchstück einer Rhetorik. Fälschlich wurde ihm das vielmehr schon aus dem 1. Jahrh. n. Chr. stammende wertvolle Schriftchen »Vom Erhabenen« zugeschrieben, das zuerst das Wesen des Erhabenen feststellt und dann Quellen und Mittel des erhabenen Stils nachweist (hrsg. von Toup, Oxford 1778, 1806; Weiske, Leipz. 1809; Spengel in den »Rhetores graeci«, Bd. 1; O. Jahn, 2. Aufl. von Vahlen, Bonn 1887; deutsch von Hashagen, Gütersl. 1903, u.a.). Vgl. Ruhnken, Dissertatio de vita et scriptis Longini (Leiden 1776); Meinel, Dionysios oder L. über das Erhabene (Kempten 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 703.
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