Luschan

[865] Luschan, Felix von, Anthropolog und Ethnograph, geb. 11. Aug. 1854 in Wien, studierte daselbst Medizin und in Paris Anthropologie, wurde 1874 Demonstrator für Physiologie an der Wiener Universität und Kustos der Anthropologischen Gesellschaft daselbst. 1878 richtete er in Paris die österreichisch-ungarische Abteilung für Anthropologie und Ethnologie auf der Weltausstellung ein, stellte dann als Militärarzt in Bosnien anthropologische und vorgeschichtliche Studien an, bereiste 1880 Dalmatien, Montenegro und Albanien, im folgenden Jahrzehnt wiederholt Kleinasien und Ägypten, besonders aber 1883 Nordsyrien, wo er gemeinsam mit O. Puchstein auf die Trümmerstätte von Sendschirli aufmerksam wurde, deren Freilegung er dann (zum Teil in Gemeinschaft mit Koldewey) in den Jahren 1888, 1890/91,1894 und 1902 im Auftrag des Berliner Orientkomitees unternahm. 1882 wurde er Dozent für Anthropologie in Wien, 1885 Direktorialassistent beim Museum für Völkerkunde in Berlin, wo er sich 1888 als Privatdozent habilitierte und 1900 zum außerordentlichen Professor für Anthropologie und Völkerkunde, 1904 zum Direktor am Museum für Völkerkunde in Berlin ernannt wurde. Er schrieb: »Beiträge zur Völkerkunde der deutschen Schutzgebiete« (erweiterter Abdruck aus dem amtlichen Bericht über die erste[865] deutsche Kolonialausstellung, Berl. 1897); »Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratis« (mit E. Petersen, Wien 1889); »Die Knorrsche Sammlung von Benin-Altertümern ... in Stuttgart« (Stuttg. 1901); auch gibt er die »Ausgrabungen zu Sendschirli« (bisher 3 Tle., Berl. 1893–1902) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 865-866.
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