Maurepas

[463] Maurepas (spr. moröpá), Jean Frédéric Phélippeaux, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 9. Juli 1701 in Paris, gest. 21. Nov. 1781, Sohn Jérômes, Grafen von M., Ministers und Staatssekretärs, überkam von seinem Vater, der 1715 abdanken mußte, dessen seit 1610 in der Familie erblich gebliebene Stelle, welche die Verwaltung mehrerer großen Provinzen, der Stadt Paris, des Hofes und der Marine umfaßte. Er war schnell im Auffassen, liebenswürdig und witzig und voll Anteil für die Entwickelung der Wissenschaften, die er durch Aussendung von Expeditionen, wie der berühmten nach dem Äquator und ins Nördliche Eismeer zur Messung von zwei Meridianen u. a., zu fördern suchte. Jedoch fehlte ihm sittlicher Ernst, und die wichtigsten Staatsangelegenheiten behandelte er mit spöttischer Frivolität. Durch die Pompadour 1749 vom Hofe verbannt, wurde er erst bei der Thronbesteigung Ludwigs XVI. (1774) wieder an den Hof gerufen und zum ersten Minister ernannt. Er berief tüchtige Männer in das Kabinett, unter andern Turgot, Malesherbes und Necker; aber um die Gunst des Volkes zu gewinnen. bestimmte er den König, die alten aufgehobenen Parlamente wiederherzustellen, schuf hierdurch nur eine beständige Opposition gegen alle Maßregeln seiner Kollegen und führte dadurch selbst deren Sturz herbei. Er brachte noch den Vertrag mit den aufständischen nordamerikanischen Kolonien zustande. Sein Sekretär Sallé hat unter seinem Namen »Mémoires« (1790–92, 4 Bde.) herausgegeben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 463.
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