[865] Mineralmalerei, eine Erfindung des Münchener Chemikers Keim, hat den Zweck, Fresken und Ölgemälde gegen die Einflüsse der Temperatur widerstandsfähig zu machen. Die zur Bemalung bestimmten Wandflächen müssen aus reinem, solidem und gesundem Material bestehen und vollständig trocken sein. Auf die Wandfläche wird zunächst ein Untergrund aufgetragen, der aus möglichst scharfkörnigem, vor dem Gebrauch gesiebtem und gewaschenem Quarzsand, aus nach dem Ablöschen ebenfalls gesiebtem und ausgelaugtem Kalk und aus reinem Regen- oder Flußwasser besteht. Nachdem dieser Untergrund vollständig ausgetrocknet und hart geworden ist, wird er mit einem rauhen Sandstein abgerieben und mit Kaliwasserglas getränkt, ohne daß jedoch die Porosität des Untergrundes dadurch aufgehoben wird. Auf diesen Untergrund wird der eigentliche Malgrund aufgetragen, der aus 4 Maßteilen Quarzsand, 31/2 Teilen Marmorsand, 1/2 Teil Infusorienerde und einem Maßteil Ätzkalk, mit destilliertem Wasser angerührt, gebildet wird. Auch der Malgrund muß vollständig austrocknen, ehe er einer weitern Bearbeitung unterzogen wird. Dann wird er mit Kieselfluorwasserstoffsäure getränkt und mit Wasserglas imprägniert. Auf diesen Grund wird mit reinen Mineralfarben gemalt, denen Kieselsäure, Tonerdehydrat, Magnesiahydrat, Zinkoxyd, Flußspat, Glaspulver u. a. m. zugesetzt sind. Das Fixieren der Bilder geschieht durch Kaliwasserglas, das mit Ätzkali und Ätzammoniak versetzt ist und in heißem Zustand und zwar erst dann angewendet wird, sobald das ganze Gemälde bis auf den Stein ausgetrocknet ist. Nach dem Fixieren wird das Gemälde noch mit kohlensaurem Ammoniak behandelt. Für Ölbilder präpariert Keim nach seinem System Malleinwand, die sich von der bisher üblichen kaum unterscheidet und auch im bemalten Zustand zusammengerollt werden kann, ohne daß die Malerei Sprünge oder Risse erleidet. Bilder, die auf dieser Malleinwand hergestellt sind, sollen wie die Wandgemälde nicht nur den Einflüssen der Temperatur, der Nässe etc. trotzen, sondern auch gegen Einwirkung von Säuren und gegen Feuer geschützt sein. Für Wandgemälde, namentlich an den Außenseiten von Gebäuden, hat sich die M. so gut bewährt, daß sie nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in der Schweiz, England, Rußland und Amerika Anwendung gefunden hat. Vgl. Keim, Die M. (Wien 1881).