Neusiedler See

[577] Neusiedler See (magyar. Fertö), See in Ungarn, 36 km lang, 6,5–15 km breit und 1–7 m tief. Er liegt 116 m ü. M. in den Komitaten Ödenburg und Wieselburg und umfaßt (bei hohem Wasserstand) 335 qkm mit einer Uferlänge von ca. 100 km. Sein Wasser ist von einem mineralischen Laugensatz geschwängert, von bitter-salzigem Geschmack und heilkräftig. Er gehört zum Wassergebiet der Raab und hat, obwohl die Rabnitz zu seiner Ableitung dient, seiner tiefen Lage wegen gleich dem benachbarten Hanság (s. d.) keinen eigentlichen Abfluß, nimmt die großen Bäche Vulka u. Rákos auf und ist nur für Kähne fahrbar. – Plinius erwähnt ihn unter dem Namen Peïso. Im 4. Jahrh. soll er ganz ausgetrocknet sein, im 14. war er viel kleiner als jetzt, 1855 begann das Wasser zurückzutreten, und von 1866–69 war er bis auf die morastige Mitte ganz trocken, so daß man das Seebett als Acker- und Weideland benutzte und im südlichen Teil sogar Wirtschaftsgebäude ausführte. Von 1870–76 füllte sich der See wieder, in letzter Zeit verliert er abermals an Umfang. Aus Anlaß der Raabregulierung und der Trockenlegung des Hanság plant man eine gänzliche Ablassung des Sees. Das östliche Ufer ist flach, sumpfig und menschenarm, das westliche gebirgig, reich an Wein- und Obstbau (s. Ruszt) und dicht bevölkert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 577.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: