Neusilber

[577] Neusilber (Argentan, Weißkupfer, Pakfong, German silver, Cuivre blanc, Maillechort), Legierungen aus Kupfer, Zink und Nickel, die man aus Messing mit einem Zusatz von 16–33 Proz. (gewöhnlich 25 Proz.) Nickel betrachten kann und durch Zusammenschmelzen der zerkleinerten Metalle in einem Tiegel darstellt. Für die Zusammensetzung des Neusilbers gelten im allgemeinen folgende Zahlen:

Tabelle

Durch einen Gehalt von 2–3 Proz. Eisen wird N. bedeutend weißer, aber auch härter und spröder; Arsen vermindert die Geschmeidigkeit. Dem N. sehr ähnliche Legierungen erhält man aus Kupfer, Zink und Mangan. N. ist gelblichweiß bis fast silberweiß, von dichtkörnigem oder feinzackigem Bruch, spez. Gew. 8,4 bis 8,7, fester und härter, aber fast ebenso dehnbar wie Messing, sehr politurfähig, beständig an der Luft, wird von saurer Flüssigkeit viel weniger als Kupfer und Messing angegriffen und schmilzt bei anfangender Weißglut. Das N. findet ausgedehnteste Verwendung zu Pferdegeschirr, Beschlag, Reflektoren, allerlei Kurzwaren, namentlich auch zu Tischgerät, und wird für diesen Zweck meist versilbert (Alfenide, Argyroide, Argyrophan, Semilargent, Alpaka, Perusilber, Chinasilber, Christoflemetall, Elektroplate); gut versilberte Ware enthält 2 Proz. Silber. N. wird auch galvanisch vergoldet, oxydiert, verkupfert, so daß farbige Wirkungen entstehen, die durch Emailmalerei noch erhöht werden. Einen besondern [577] Reiz erhalten die Erzeugnisse aus N. noch durch Verbindung mit Muscheln (Nautilus), Kristall, farbigem und gemustertem Glas, Majolikaplatten und -Körpern etc. Honduras und Chile prägen Scheidemünze aus N. Über Mangannensilber s. Manganlegierungen. Eine Legierung aus 69,9 Kupfer, 19,8 Nickel, 5,6 Zink und 4,7 Kadmium wird wie N. verarbeitet. N. kam zu Anfang des 18. Jahrh. als Pakfong oder Packfong aus China nach Europa und wurde 1776 von Engström analysiert. Eine ähnliche Legierung stellte man um jene Zeit aus Suhler Weißkupfer dar, die Neusilberfabrikation aber begann 1823 durch Geitner in Schneeberg; 1825 folgte Gersdorff in Wien, der eine Nickelhütte bei Gloggnitz errichtete, die 1847 nach Mandling bei Schladming verlegt wurde. Jetzt blüht die Neusilberindustrie besonders in Berlin, im Kreis Altena, in Iserlohn und Hannover, in Frankreich und Birmingham. Mittelpunkt der Neusilberindustrie war stets Berlin und ist es auch nach der Reform des Kunstgewerbes seit 1873 geblieben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 577-578.
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