[750] Nordau, Max, Schriftsteller, geb. 29. Juli 1849 in Pest als Sohn eines jüdischen Gelehrten, studierte daselbst Medizin, unternahm dann eine sechsjährige Studienreise mit längern Stationen in Wien, Berlin, Rußland, dem skandinavischen Norden, England, Frankreich, Spanien und Italien und ließ sich 1878 als Arzt in Pest nieder, von wo er 1880 zu dauerndem Aufenthalt nach Paris übersiedelte. Er veröffentlichte[750] ente Reihe zum Teil Aufsehen erregender philosophischer Kulturstudien: »Aus dem wahren Milliardenlande. Pariser Studien und Bilder« (Leipz. 1878, 2 Bde.; 2. Aufl. 1881); »Vom Kreml zur Alhambra« (das. 1880, 2 Bde.; 3. Aufl. 1888); »Seifenblasen«, Federzeichnungen und Geschichten (das. 1879); »Paris unter der dritten Republik«, neue Bilder (das. 1880, 4. Aufl. 1890); »Die konventionellen Lu gen der Kulturmenschheit« (das. 1883, 19. Aufl. 1904); »Paradoxe« (8. Aufl., das. 1903); »Ausgewählte Pariser Briefe« (2. Aufl., das. 1887); »Entartung« (3. Aufl., Berl. 1896, 2 Bde.); »Zeitgenössische Franzosen«, literaturgeschichtliche Essays (das. 1901); »Von Kunst und Künstlern« (Leipz. 1905); ferner die in ähnlichem Geist gehaltenen Romane: »Die Krankheit des Jahrhunderts« (Leipz. 1889, 6. Aufl. 1902), »Gefühlskomödie« (Bresl. 1891), »Drohnenschlacht« (Berl. 1898, 2 Bde.), »Morganatisch« (das. 1904); die Novellen: »Seelenanalysen« (2. Aufl., das. 1903) und »Mahá-Rôg« (das. 1905); das Lustspiel »Die neuen Journalisten« (mit Ferd. Groß, Brem. 1880) und die Schauspiele »Der Krieg der Millionen« (das. 1881, 2. Aufl. 1904), »Das Recht zu lieben« (Berl. 1892), »Die Kugel« (das. 1895) und »Doktor Kohn« (das. 1898, 3. Aufl. 1902). Die literarischen Erfolge Nordaus beruhen auf seiner ungewöhnlichen dialektischen Begabung und auf dem Freimut, womit er Dinge berührte, die meist unbesprochen blieben; aber seine Art wirkte bald ermüdend. Als Dichter ist er ohne Bedeutung. Seit der zweiten Hälfte der 1890er Jahre trat er eifrig für die zionistische Bewegung ein.