Ottŏkar von Steier

[259] Ottŏkar von Steier, besser: von Steiermark, irrtümlich auch O. von Horneck genannt, deutscher Dichter und Geschichtschreiber, geb. um 1265 in Steiermark, war Dienstmann des Ritters Otto II. von Lichtenstein und beschrieb von 1305 bis nahe an 1320 im Auftrag Adliger, die ihm auch Material zuführten,[259] die wichtigsten Ereignisse seiner eignen Zeit in der aus mehr als 83,000 Versen bestehenden »Steirischen Reimchronik« (zuerst hrsg. von Pez in den »Scriptores rerum austriacarum«, Bd. 3, Regensburg 1745). Sie behandelt die Zeit von Manfreds Tod bis zum Tode Kaiser Heinrichs VII. und enthält viele wichtige Nachrichten zur Geschichte Rudolfs von Habsburg, Ottokars von Böhmen, Adolfs von Nassau und Albrechts I. Die merkwürdigen, von dem Verfasser miterlebten Begebenheiten ausführlich erzählend, entbehrt sie des eigentlich poetischen Charakters, fesselt aber durch anziehende Charakterschilderungen und Beschreibungen von Festlichkeiten, Turnieren und Schlachten, denen der Verfasser oft selbst beiwohnte. Auch zeigt sie Wahrheitsliebe, wenngleich die Chronik in Einzelheiten selbstverständlich nicht immer zuverlässig ist. Auch ein »Buch der Kaiser« hat O. und zwar vor der »Reimchronik« verfaßt. Vgl. die Ausgabe seiner »Reimchronik« mit ausführlicher Einleitung von Seemüller in »Monumenta Germaniae historica, Deutsche Chroniken«, Bd. 5 (Hannov. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 259-260.
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