Piccolomĭni

[860] Piccolomĭni, altes ital. Geschlecht, stammte aus Rom, ließ sich dann in Siena nieder und kam in den Lehnbesitz des Herzogtums Amalfi. Der namhafteste Sprößling desselben ist außer dem Papst Äneas Sylvius (Pius II.) besonders Octavio, Herzog von Amalfi, geb. 11. Nov. 1599 in Florenz, gest. 11. Aug. 1656, diente anfangs bei den spanischen Truppen in Mailand, kam dann mit einem von Cosmo II von Medici, Ferdinands II. Schwager, dem Kaiser zu Hilfe geschickten Regiment nach Deutschland, machte die Schlacht am Weißen Berge mit, kehrte aber in spanische Dienste zurück und trat erst 1627 in das Heer Wallensteins ein, wo er alsbald Kapitän der Leibgarde des Generalissimus wurde. Er zeichnete sich 16. Nov. 1632 bei Lützen besonders aus, worauf er vom Kaiser zum Generalwachtmeister und 1633 zum General der Kavallerie ernannt wurde. Mit Gallas, Aldringen und Marradas einer der Urheber des Sturzes Wallensteins, dessen volles Vertrauen P. besaß, erhielt er für seine »guten Dienste« von Wallensteins Gütern die Herrschaft Nachod, 100,000 Gulden und die Marschallswürde. Nach der Schlacht bei Nördlingen (5. Sept. 1634) drang er allmählich unter dem Oberkommando Gallas' bis nach Frankreich vor, trennte sich aber von ihm und zog 1635 in die Niederlande, wo er mit den Spaniern gegen die Franzosen und Holländer kämpfte. 1638 in den Grafenstand erhoben, stand er 1639 mit dem Sieg von Diedenhofen über Feuquières (7. Juli) auf dem Gipfel seines Kriegsruhms. Nach Gallas' Rücktritt, an dessen Stelle Erzherzog Leopold Wilhelm trat, wurde P. zu dessen Verstärkung auf den deutschen Kriegsschauplatz zurückberufen. Er kämpfte 1640 gegen die Schweden unter Banér, eroberte Höxter, entsetzte Freiberg und zog dann nach Mähren und Schlesien gegen Torstensson, trat aber nach der Niederlage bei Leipzig (2. Nov. 1642) 1643 in spanische Dienste und kämpfte in den Niederlanden gegen die Schweden und Holländer. 1648 mit dem Oberbefehl betraut und zum Feldmarschall ernannt, war P. bei dem Konvent in Nürnberg 1649 kaiserlicher Generalbevollmächtigter und wurde dann vom Kaiser in den Reichsfürstenstand erhoben, nachdem er schon 1639 vom König von Spanien das von seinen Vorfahren besessene Herzogtum Amalfi zurückerhalten hatte. Er starb kinderlos in Wien. Piccolominis Sohn Max in Schillers »Wallenstein« ist poetische Fiktion. Sein Neffe Joseph Silvio [860] Max P. fiel als Oberst eines kaiserlichen Kürassierregiments gegen die Schweden bei Jankau (6. März 1645). Das Geschlecht der P. erlosch 1757. Vgl. A. v. Weyhe-Eimke, Die historische Persönlichkeit des Max P. (Pilsen 1870) und Octavio P. als Herzog von Amalfi (das. 1871); Richter, Die P. (Berl. 1874); Camera, Memorie storico-diplomatiche dell' antica città e ducato di Amalfi, Bd. 2 (Salerno 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 860-861.
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