Pronōmen

[381] Pronōmen (lat., Fürwort), ein flexibler Redeteil, der, anstatt eine Person oder Sache bestimmt zu bezeichnen, wie ein Substantivum, nur in allgemeiner Weise auf dieselbe hinweist, in gewissen Fällen auch die Stelle eines Adjektivums vertritt (als P. possessivum). Man teilt die Pronomina nach dem Vorgang der alten Grammatiker in folgende Hauptklassen ein: Pronomina personalia (persönliche Fürwörter) der ersten, zweiten und dritten Person (ich, wir; du, ihr; er, sie); Pronomina possessiva (zueignende Fürwörter, mein, dein, euer etc.); Pronomina demonstrativa (hinzeigende Fürwörter: dieser, jener etc.); Pronomina relativa (zurück beziehende Fürwörter: welcher, der etc.); Pronomina interrogativa (fragende Fürwörter: welcher? wer? was für ein? etc.); Pronomina indefinita (unbestimmte Fürwörter: jemand, man, niemand, etwas etc.); Pronomina reflexiva (zurückbezügliche Fürwörter: sich etc.); Pronomina reciproca, welche die Gegenseitigkeit ausdrücken (einander etc.). Das Altindische und -Iranische, die griechische und lateinische, die französische, italienische und andre Sprachen haben noch besondere Wörter zur Andeutung der Qualität (qualis, wie beschaffen) und Quantität (quantus, wie groß), die Pronominalia genannt werden. Das P. gehört überall zu den ältesten Bestandteilen einer Sprache. Manche Sprachen, namentlich in Ostasien, verwenden als persönliches P. Titel und ehrende oder Bescheidenheitsprädikate, wie z. B. im Japanischen für »du« Substantive mit der Bedeutung »Herr, der Erhabene, Herrliche«, für »ich« Substantive mit der Bedeutung »Knecht, Hausbursche, der unvernünftige Greis« gebraucht werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 381.
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