Roverēto

[201] Roverēto, Stadt mit eignem Statut in Südtirol, 214 m ü. M., im fruchtbaren Val Lagarina (Lägertal),[201] am Leno, unfern von dessen Mündung in die Etsch, an der Linie Kufstein-Ala der Südbahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, eines Hauptzollamtes, einer Handels- und Gewerbekammer, hat 7 Kirchen (darunter San Marco aus dem 15. Jahrh. und Santa Maria del Carmine, von 1678), ein altes Kastell (jetzt Kaserne), ein Franziskaner- und Kapuzinerkloster, ein Rathaus mit schönem Sitzungssaal, ein italienisches Staatsobergymnasium, eine italienische Staatsoberrealschule, eine italienische Lehrerbildungsanstalt, ein Erziehungsinstitut der Englischen Fräulein, eine 1753 gestiftete Akademie (Accademia degli Agiati), ein Museum, eine städtische Bibliothek, ein Theater, ein städtisches Spital, eine Ackerbaugesellschaft, eine Sparkasse (im restaurierten Palast der Grafen von Arco), Volksbank, ein Denkmal des hier gebornen Philosophen Rosmini, elektrische Beleuchtung und (1900) 10,180 meist ital. Einwohner (448 deutsche). Die Stadt hat Seidenspinnerei und Weberei, Leder-, Papier-, Eisenwaren-, Kunstdünger- und Teigwarenfabriken, Bierbrauerei, Buchdruckerei und Handel mit Seide, Wein, Südfrüchten, Fleisch- und Wurstwaren etc. Südlich von R. liegen die Wallfahrtskirche Madonna del Monte mit schönem Rundblick, dann die Dörfer Sacco mit großer Tabakfabrik (1700 Arbeiter) und 1994 Einw., Lizzana mit Resten eines Schlosses (um 1309 Aufenthalt Dantes) und 1903 Einw. und Marco mit Resten eines Bergsturzes von 883 (Slavini di Marco), den Dante erwähnt (»Inferno«, XII, 4–9), und 891 Einw.; westlich, jenseit der Etsch, Isēra mit ausgezeichnetem Weinbau (dunkelroter süßer Iserawein) und 687 Einw. und der aussichtsreiche Monte Stivo (2058 m); südöstlich das vom Leno durchströmte Vallarsa mit Fahrstraße über den Paß Piano della Fugazze (1165 m, mit Alpenhotel, Ausgangspunkt der Besteigung des Monte Pasubio, 2236 m) und über die italienische Grenze nach Schio (s. d.). R. entstand unter Wilhelm von Castelbarco-Lizzana zu Ende des 13. Jahrh.; Aldrighetto von Castelbarco veräußerte es an Friedrich mit der leeren Tasche, der es 1417 an Venedig verkaufte. 1509 kam es infolge der Liga von Cambrai an Österreich und Tirol. Die Seidenindustrie blüht hier seit dem 15. Jahrh. Hier 3. und 4. Sept. 1796 Gefecht zwischen den Franzosen unter Masséna und einem Teil des Wurmserschen Korps, das unterlag. Vgl. Bertanza, Storia di R. (Rovereto 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 201-202.
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