Schubladenstück

[53] Schubladenstück (Pièce à tiroirs), eine Bezeichnung für Lustspiele, die ohne Intrige im eigentlichen Sinne des Wortes bloß aus einer Reihe von lose zusammenhängenden Szenen bestehen, wie wenn jede Szene aus einer besondern Schublade gezogen wäre. Ein S. sind z. B. die »Facheux« von Molière, wo ein Liebhaber, der gerade ein Stelldichein hat, der Reihe nach von verschiedenen Persönlichkeiten aufgesucht und belästigt wird. Besonders beliebt waren die Schubladenstücke, in denen ein und dieselbe Person in verschiedenartigen Verkleidungen erscheint. Kotzebue hat sich auch um diese virtuose Richtung der Schauspielkunst ein zweifelhaftes Verdienst erworben. Die Gattung hat sich in Stücken wie: »Die Drillinge«, »Die Unglücklichen«, »Die Familie Fliedermüller« noch lange auf dem Repertoire erhalten. Bekannte Schubladenstücke sind ferner: »Garrick in Bristol«, »Die Leibrente«, »Das Landhaus an der Heerstraße«, »Die Zwillingsbrüder«, »Die Proberollen« u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 53.
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