Segel

[281] Segel, an den Masten eines Schiffes und an dessen Takelung durch Taue ausgespannte Stücke Segeltuch zur Fortbewegung des Schiffes durch den Wind. Der Stoffstreifen des einzelnen Segeltuchs, deren mehrere aneinander genäht das S. bilden, heißt Kleid. Am Rande sind die S. mit einer eingenähten Leine (Liek), an der sich Schleifen (Legel) befinden, eingefaßt, damit Taue an ihnen befestigt werden können. Bei den Rahsegeln heißt der obere Rand des Segels das Ober- oder Rahliek, die Seitenränder Seiten- oder Außenliek und der untere Rand Unterliek; die Ausschweifung im Unterliek eines Rahsegels nennt man Gillung. Die beiden Unterecken der Rahsegel heißen Schothörner, die Oberecken Nocken. Bei den dreieckigen Segeln (Stagsegeln) heißt die Vorderecke der Hals und die Hinterecke Schothorn, der Vorderrand das Vorliek und der Hinterrand Achterliek. Die S. sind entweder viereckige Rahsegel, die an einem wagerechten Baum befestigt sind, der mit Brassen (s. d.) nach der Richtung des Windes gestellt wird; oder Sprietsegel, die ebenfalls viereckig sind, aber durch eine sie schräg ausspannende Stange (Spriet) im Winde gehalten und fast nur auf Flußkähnen geführt werden; oder Gaffelsegel, die, unten breiter als oben, an eine starke, am Mast befestigte Stange (Gaffel) gebunden und unten mit einer Schot angespannt werden; oder Toppsegel, dreieckige S. über den Gaffelsegeln; oder Stagsegel, dreieckige S., die an den Stagen eines großen Schiffes so befestigt werden, daß die untere freie Ecke durch ein Tau, die Schot, je nach dem Winde festgehalten wird. Gaffel- und Stagsegel pflegt man gemeinsam Schratsegel zu nennen. Außerdem unterscheidet man nach den Masten und deren Stängen, woran sie befestigt sind, Kreuz-, Groß- und Vor- sowie Unter-, Mars- und Bramsegel etc. und Vor- und Achtersegel, je nachdem sie vor oder hinter dem Großmast angebracht[281] sind. Alle zu einer vollständigen Takelung (s. d.) gehörenden S. eines Schiffes bilden ein Stell S. oder die Besegelung. Die S. werden geheißt mit den sogen. Fallen, die an Deck bedient werden (s. Takelung). Das Befestigen der S. an den Rundhölzern und Stagen nennt man: S. unterschlagen, das Wegnehmen: S. abschlagen. Die S. der Einwirkung des Windes aussetzen heißt: S. setzen; der Einwirkung des Windes entziehen: S. bergen oder S. festmachen; sie werden dann auf den Rahen etc. dicht zusammengezogen (aufgegeit), aufgerollt und mit Beschlagzeisings zusammengeschnürt. S.kanten bedeutet, die S. strecken. S.reffen, s. Takelung. Unter S. gehen heißt: S. setzen und Anker lichten, um abzufahren; auf etwas S. machen, auf einen Gegenstand zusegeln. Rauchsegel ist ein dreieckiges S. für den Kombüsenschornstein; Regensegel, Sonnensegel sind Zeltdächer auf dem Oberdeck eines Schiffes zum Schutz gegen Regen oder Sonne. Windsegel dienen zum Fangen des Windes, um die untern Schiffsräume zu lüften (vgl. Windsack).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 281-282.
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