[901] Steinhaufen (Hermaia oder Hermakes der Griechen, Cairn der Engländer, »Toter Mann«), zum Gedächtnis von Ereignissen, Mordtaten, Bündnissen, Begräbnissen, Grenzfeststellungen etc. an den Straßen errichtete Anhäufungen von Steinen, an die sich die ausdrückliche und früher streng innegehaltene Verpflichtung jedes Vorübergehenden oder Vorüberreisenden knüpfte, einen Stein hinzuzufügen, damit der Gedächtnishaufen vermehrt statt vermindert werde. Oft geschah die Vermehrung als Opferzeremonie, oder in der Hoffnung. die Reise dadurch glücklich zu machen, und wenn es sich um eine Richtstätte handelte, als fortlaufende Mißbilligung der dort geahndeten Tat. Schon die Sprüche Salomonis (26,8) gedenken des Brauches und sowohl in Tirol als in dem Dauphiné unterläßt kein Einheimischer, dem Steinmännlein des Gebirges beim Vorübergehen einen neuen Stein hinzuzufügen, weil er sich sonst großer Gefahr auszusetzen fürchtet. In Tirol nennt man dies, nach Zingerle, dem »Bergfräulein« opfern. Diese in ganz Asien und Europa verbreitete Sitte findet sich auch bei den Hottentotten und den Namaqua, auch bei den Abiponen in Amerika. Vgl. Liebrecht, Die geworfenen Steine (in der »Germania«, Bd. 22) und Zur Volkskunde (Heilbr. 1879).