[95] Stranitzky, Joseph Anton, Schauspieler und Theaterprinzipal, geb. 10. Sept. 1676 zu Schweidnitz i. Schl., gest. 19. Mai 1727 in Wien, studierte in Breslau und Leipzig, begleitete darauf einen schlesischen Grafen auf einer Reise nach Italien und ging nach seiner Rückkehr zur Bühne über. 1706 tauchte er in Wien auf, pachtete 1712 das Stadttheater am Kärntnertor und wirkte hier bis zu seinem Tode. S. war der berühmteste Hanswurst seiner Zeit, ein Meister im Extemporieren und bei aller Derbheit reich an echter Komik. Er hatte aus Italien eine Menge von Szenen und Entwürfen mitgebracht, aus denen er Stücke zusammensetzte, die zum Teil auch gedruckt wurden, und veröffentlichte u. d. T.: »Ollapatrida des durchgetriebenen Fuchsmundi« (1722; Neudruck, Wien 1885) eine Sammlung dramatischer Skizzen (d. h. Gespräche Hanswursts mit allerlei Leuten über allerlei Gegenstände in Versen und Prosa). Auch gab er eine »Lustige Reyßbeschreibung, aus Salzburg in verschiedene Länder« (o. J.; Neudruck, Wien 1883) und »Hannswurstsche Träume« (o. J.) heraus. Vgl. Schlager, Wiener Skizzen (neue Folge, Wien 1839); Homeyer, Stranitzkys Drama vom ›Heiligen Nepomuk‹ (mit Neudruck, Berl. 1907).