Stundisten

[148] Stundisten (russ. Stundisti, v. deutschen »Stunde« im Sinne von Betstunde), Name einer seit 1860 im Kreis Odessa gebildeten Gemeinschaft, die in Südrußland weite Verbreitung gefunden hat. Die S. halten sich streng an die eifrig gelesene Bibel, verwerfen jede Priesterherrschaft, alle äußern gottesdienstlichen Gebräuche und begegnen sich, indem sie das Hauptgewicht auf die religiöse Erweckung legen, mannigfach mit dem protestantischen Pietismus, wie auch ihr Ursprung auf aus Württemberg eingewanderte »Stundenleute« zurückweist. Zur Lossagung von der Kirche führte 1871 erst der seit 1869 sich geltend machende Baptismus. Etwa gleichzeitig wurden sie von der russischen Regierung hart verfolgt, sind aber gleichwohl auf etwa 2 Millionen angewachsen. Ein Zusammenschluß der baptistischen und nichtbaptistischen S. ist bisher gescheitert. Sie zeichnen sich durch Rechtschaffenheit, Mäßigung und Arbeitsamkeit aus. Vgl. Brown, The Stundists, the story of a great religious revolt (Lond. 1893); Dalton, Der Stundismus in Rußland (Gütersl. 1896); »Der christliche Orient«, 1905, Heft 8 u. 9 (Berl.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 148.
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