[475] Thermen (griech.), »warme Quellen«, d. h. solche, die eine höhere Temperatur besitzen als die mittlere Jahrestemperatur der Orte, an denen sie auftreten. Viele T. verdanken ihre hohe Temperierung der Erdwärme (s. Quelle, S. 514), kommen also aus großer Tieie, wo das Wasser die daselbst herrschende hohe Temperatur angenommen hat. Verwerfungen, Risse und Sprünge in den Gesteinen dienen dem Thermalwasser oft als Ableitungskanal, soz. B. in Baden-Baden. Zahlreiche T. finden sich in Vulkangebieten, auch in solchen, in denen die vulkanische Tätigkeit bereits erloschen ist, wie im böhmischen Mittelgebirge etc. Vgl. Mineralwässer. Die Römer bezeichneten als thermae zum Unterschied von den gewöhnlichen Bädern (balnea) die unter Augustus von Agrippa eingeführten öffentlichen Anstalten, welche die Einrichtung der griechischen Gymnasien (Ringplatz, Säulenhallen, Konversationszimmer, Räume für den Unterricht, für das Ballspiel, allgemeines Badebassin u. a.) mit warmen Bädern verbanden. Die vollendetsten Anlagen dieser Art befanden sich in Rom und sind zum Teil noch in Trümmern vorhanden, insbes. die des Caracalla (Rekonstruktion s. Tafel »Architektur V«, Fig. 10); der Erhaltung nach nehmen die wichtigste Stelle ein die beiden T. von Pompeji (s. Tafel »Bäder I«, Fig. 2 u. 3). Vgl. »Le terme dei Romani« (Zeichnungen von Palladio, hrsg. von Scamozzi, Vicenza 1785); Canina, L'architettura romana, Bd. 1; Man, Pompeji in Leben und Kunst (Leipz. 1900).