Umbrer

[887] Umbrer (Umbrier, Umbri), altitalisches, in früherer Zeit sehr mächtiges und verbreitetes Volk, das in der ältesten Zeit alles Land östlich vom Apennin vom Po an bis zum Vorgebirge Gargano herab und außerdem auch das später so genannte Etrurien innehatte, allmählich aber aus allen übrigen Landschaften bis auf Umbria selbst verdrängt wurde und auch von diesem den an der Küste liegenden Teil (ager gallicus) an die senonischen Gallier verlor, so daß es auf das östliche Ufer des Tiber und den obern östlichen Abhang des Apennin beschränkt wurde. Mit den Römern kamen die U. 309 v. Chr. in feindliche Berührung, wurden 308 bei Mevania völlig geschlagen, mußten, als sie sich 298 in Verbindung mit den Samnitern, Etruskern und Galliern an dem Kriege gegen Rom beteiligten, nach der Schlacht bei Sentinum wiederum die. Waffen niederlegen und nahmen leicht das römische Wesen an; im Bundesgenossenkrieg erhielten sie im J. 90 mit den übrigen freien Bewohnern Mittel- und Unteritaliens das römische Bürgerrecht. Ihre Sprache, deren wichtigstes Denkmal die Iguvinischen Tafeln (s. d.) sind, gehört zu dem indogermanischen Sprachstamm, ist mit der lateinischen, noch näher mit der oskischen verwandt, aber im Lautsystem und in den Endungen schon stark zerrüttet. Vgl. Grotefend, Rudimenta linguae umbricae (Hannover 1835–39, 8 Tle.); Aufrecht und Kirchhoff, Die umbrischen Sprachdenkmäler (Berl. 1851, 2 Bde.); Savelsberg, Umbrische Studien (das. 1873); Bücheler, Umbrica (Bonn 1883). Das im O. gebirgige und etwas rauhe, nach dem Tiber zu ebenere und fruchtbarere Land trieb besonders Viehzucht und Obstbau und zerfiel in zahlreiche kleinere Gemeinden mit Städten, die zum größern Teil ihre Namen erhalten haben, im westlichen Teil von S. nach N.: Ocriculum, Narnia (an der die Landschaft durchziehenden Via Flaminia), Ameria, Interamna, Spoletium, Tuder, Fulginium, Asisium (Heimat des Properz), Camerinum Nuceria, Iguvium, im O.: Sentinum, Urbinum, Metaurense, Sestinum, Sarsina (Geburtsort des Plautus), am Meer: Sena Gallica, Pisaurum und Ariminum (s. Karte bei Artikel »Italia«). Die Flüsse der Landschaft sind entweder Küstenflüsse von kurzem Laufe, von denen nur der Metaurus Erwähnung verdient, oder Nebenflüsse des Tiberis, unter denen der Nar (Nera) der bedeutendste ist. Vgl. Abeken, Mittelitalien (Stuttg. 1843); Nissen, Italische Landeskunde (Berl. 1883–1902, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 887.
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