[713] Wodan (so altsächs., althochd. Wuotan, angelsächs. Wôden, altnord. Ódhinn), in der german. Mythologie ursprünglich Sturmgott, dann bei den Franken, von denen sein Kultus ausging, zum Himmelsgott erhoben und als Urheber aller höhern Kultur, der Kriegskunst, Weissagung und Dichtkunst verehrt. Schon lange vor der Einführung des Christentums galt W. mindestens bei den norddeutschen und skandinavischen Stämmen als der höchste Gott; er hatte also die Stellung eingenommen, die zuerst Ziu (s. d.) innegehabt hatte. Die Römer verglichen ihn ihrem Merkur (daher der dies Mercurii bei den Niederdeutschen und Nordländern durch Wôdanes dag, engl. Wednesday, dän. Onsdag, übersetzt ward), und mit diesem Namen erscheint er auch auf einer rheinländischen Inschrift aus der Römerzeit (Mercurius leudisjo, d. h. der herrschende Merkur). Seine Gattin ist Frija (Frea), was die von Paulus Diaconus aufbewahrte langobardische Sage bezeugt. Angelsächsische und nordische Königsgeschlechter führten ihren Ursprung auf ihn zurück. Mancherlei Vorstellungen von W. haben sich in die Volkssage hinübergerettet; so ist er ursprünglich (weil die Seelen der Verstorbenen zu ihm gelangten) der Führer des Wütenden Heeres (s. d.). In einzelnen norddeutschen Landschaften hat sich sogar sein Name, wenn auch unverstanden, erhalten, z. B. in Mecklenburg, wo der »Wode« noch in einem am Schluß der Ernte gesprochenen Reim angerufen wird, und in dem auf die wilde Jagd bezogenen Ausdruck: »de Wode tüht«.