[743] Wolter, Charlotte, Schauspielerin, geb. 1. März 1834 in Köln, gest. 14. Juni 1897 in Hietzing bei Wien, begann ihre Laufbahn in Pest, spielte dann bei reisenden Gesellschaften und am Carl-Theater in Wien und erhielt 1859 ein Engagement am Viktoriatheater in Berlin, wo sie bis 1861 tätig war. Ihre Darstellung der Hermione im »Wintermärchen« erregte hier allgemeines Aufsehen, das auch ein sehr erfolgreiches Gastspiel auf Engagement am Wiener Hofburgtheater zur Folge hatte. Sie hatte sich zwar mittlerweile für das Thaliatheater in Hamburg verpflichtet, wo sie Maurices Schule genoß, doch gelang es ihr schon nach zwei Jahren, eine gütliche Lösung des Vertrages zu bewirken, und die Künstlerin wurde so bereits 1862 für das Hofburgtheater in Wien gewonnen, zu deren größten Zierden sie seitdem im Fache der tragischen Liebhaberinnen und Heldinnen gehörte. Mit einem starken tragischen Naturell begabt, mit reichen Mitteln ausgestattet, verfügte die »Königin des Burgtheaters« über ein reiches Rollenfach, aus dem wir nur die folgenden Leistungen hervorheben. Adrienne Lecouvreur, [743] Phädra, Maria Stuart, Orsina, Lady Milford, Iphigenie, Adelheid im »Götz«, Lady Macbeth, Klara in »Maria Magdalene«. Als ihr eigenstes Feld erwies sich das Drama des modernen Wiener Klassizismus: Grillparzers »Hero«, »Sappho«, »Medea«, dann aber namentlich die »Messalina« Wilbrandts waren die Höhepunkte ihrer edlen, im Grund aber doch mehr plastisch-koloristischen als seelischen Kunst. Sie war vermählt mit dem Grafen Karl O' Sullivan de Graß (gest. 1888); ihre Büste von Tilgner s. Tafel »Bildhauerkunst XVII«, Fig. 12. Vgl. Ehrenfeld, Charlotte W. (Wien 1887); Hirschfeld, Charlotte W., ein Erinnerungsblatt (mit statistischer Rollentabelle von Weltner, das. 1897); »Charlotte W. in ihren Glanzrollen« (40 Bilder, das. 1897).