Zieselmaus

[921] Zieselmaus (Ziesel, Spermophilus Cuv.), Nagetiergattung aus der Familie der Eichhörnchen (Sciuridae), kleine Tiere mit verhältnismäßig schlankem Leib, gestrecktem Kopf, großen Backentaschen, im Pelz versteckten Ohren, kurzem, buschig behaartem Schwanz, vier Zehen und kurzer Daumenwarze an den Vorder- und fünf Zehen an den Hinterfüßen. Von den 26 auf die nördliche Erdhälfte beschränkten Arten ist unsre Z. (Spermophilus citillus Wagn., s. Tafel »Nagetiere IV«, Fig. 1) 24 cm lang, mit 7 cm langem Schwanz, etwa 9 cm hoch, oberseits gelbgrau, rostgelb gewellt und sein gefleckt, unterseits rostgelb, am Kinn und Vorderhals weiß und an der Nasenkuppe schwärzlich. Die Z. findet sich namentlich in Osteuropa, dringt aber seit 401ahren in Schlesien immer weiter westlich vor. Albertus Magnus kannte sie bei Regensburg, wo sie jetzt nicht mehr vorkommt. Die Alten nannten sie pontische Maus oder Simor. Sie lebt meist gesellig in trockenen, baumleeren Gegenden auf Ackerfeldern und weiten Grasflächen, gräbt einen 1–1,5 m tiefen Bau mit nur einem Gang und einem Kessel von 30 cm Durchmesser und bewohnt diesen allein. Im Herbst trägt sie Wintervorräte ein, verstopft den Gang und gräbt einen neuen, der aber erst im nächsten Frühjahr nach dem Winterschlaf geöffnet wird. Die Z. erinnert in ihrem Wesen durchaus an das Murmeltier, sie nährt sich von zarten Kräutern und Wurzeln, allerlei Gemüse und Beeren, frißt aber auch Mäuse und auf der Erde nistende Vögel. Das Weibchen wirft im April oder Mai 3–8 Junge, die schon im nächsten Jahre fortpflanzungsfähig sind. Wo die Z. sehr zahlreich auftritt, wird sie dem Ackerbau schädlich. Man jagt sie des wohlschmeckenden Fleisches und des Pelzes halber (sehr leichtes Futterpelzwerk, naturell oder schwarz gefärbt [Susliki]), hält das reinliche, sehr leicht zähmbare, schmucke Tierchen aber auch in Gefangenschaft, die es sehr gut erträgt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 921.
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