Anmerkungen

Nr. 4 In Die kleine Wildente (Kristensen, Jyske Folkeminder, Bd. V, Nr. 16, S. 118. Aus Jütland) begegnen wir der alten und weitverbreiteten Geschichte von der Goldelse und Pechmarie und danach dem uralten Motiv von der Wiederkehr der verräterisch Gemordeten in Tiergestalt. Das Ablegen der Federn ist wohl ein halbvergessener Zug aus anderen Märchen, wo der Vogel sich seines Federgewands entledigt und in Menschengestalt bleiben muß, wenn ihm jemand seine Federn wegnimmt (Vgl. Norwegische Märchen Nr. 45.)

[321] Nr. 14 Peter Rothut (Kristensen, V, Nr. 13, S. 96. Aus Jütland) ist in origineller Einkleidung die in allen germanischen Ländern beliebte Geschichte vom König Drosselbart, der als Vagabund verkleidet sich die hochmütige [322] Prinzessin listig zu zähmen weiß.

Nr. 20 Weniger abenteuerlich, aber ebenso erfolgreich wird eine Frau im folgenden Stück. – Wie ein altes Lied mit treulich wiederkehrendem Refrain gibt sich die Geschichte von Klein Mette, die den Königssohn von England bekommt (Kristensen, V, Nr. 7, S. 57. Aus Jütland).

[323] Nr. 25 Echt nordischen Ursprungs und bis nach Island bekannt ist die Geschichte von der Mühle auf dem Meeresgrund (Kristensen, V, Nr. 27, S. 206. Aus Jütland). Die seltsame Mühle war schon den alten Nordleuten bekannt (vgl. v.d. Leyen, Märchen in den Göttersagen der Edda, S. 58), in der Edda hat sie der König Frodi im Besitz, und es wird sogar erzählt, ein Seekönig habe sie ihm weggenommen und Salz mahlen lassen, bis sein Schiff mit Mann und Maus versank.

Nr. 28 Schwankhaften Charakter trägt die Geschichte von dem Mädchen, das nicht schweigen konnte (Kristensen, V, S. 381, Nr. 50. Aus Jütland; vgl. Bolte, Anmerkungen, 217, S. 558).

Nr. 29 Eine Art umgekehrter Meisterdieb ist der Held von Das gestohlene Schwein (Kristensen, VII, S. 79, Nr. 10, aus Jütland). Die spaßhafte urwüchsige Geschichte scheint in ihrer Art jenes uralte Märchen parodieren zu wollen.

Nr. 30 Der faule Lars (Jens Kamp, Danske Folkeeventyr, Kphg. 1879, Nr. 15, S. 160) ist in seiner fast übernatürlichen Faulheit einer der ganz großen und überall bekannten Märchenhelden, im Plattdeutschen heißt er Fuldowat und in der Geschichte vom Kind mit dem goldenen Apfel (Bd. V unserer Sammlung) ist er ebenfalls die Hauptperson und bekommt schließlich das Königreich samt der wunderschönen Prinzessin (vgl. Köhler-Bolte, Ztschr. d. Vereins f. Volkskde., 6, 174).

Nr. 31 Wie ein Schwank mutet wieder die Geschichte vom Ungehobelten Bauer an (Kristensen, V, Nr. 47, S. 360. Aus Jütland), dem es herzlich schlecht geht, denn Geiz und Ungastlichkeit sind dem Märchen gründlich verhaßt.

[324] Nr. 38 Eigenartig ist unser folgendes Stück, Der Gang in die Mühle (Kristensen, VII, Nr. 23, S. 177. Aus Jütland). Der dumme Junge, der nur wortwörtlich tut, was man ihm sagt, und dabei in die ergötzlichsten Situationen gerät, ist ja keine neue Figur, aber die Art und Weise, wie er sich am Faden der Erinnerung langsam und mühselig bis zu seinem vergessenen Auftrag zurücktastet, ist doch durch die scharfe Beobachtung der Gesetze des Denkens von realistischem Reiz. (Zur verkehrten Begrüßung der Begegnenden vgl. Bolte, Anmerkungen, Nr. 209, S. 216, Nr. 217, S. 50.)

Nr. 39 Das letzte unserer dänischen Stücke, Die klugen Studenten (Kristensen, VII, Nr. 20, S. 156. Aus Jütland), muß in irgendeiner Form schon Saxo Grammaticus bekannt gewesen sein, denn er läßt seinen Amlethus am englischen Königshofe drei ähnliche, aber selbstherrlich umgestaltete Scharfsinnsproben ablegen (vgl. Axel Olrik, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, II, 119 ff.; v.d. Leyen, Märchen in den Göttersagen der Edda, S. 71 ff.).

Quelle:
Stroebe, Klara: Nordische Volksmärchen. 1: Dänemark - Schweden. Jena: Eugen Diederichs, 1915, S. 174-175,321-325.
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