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[332] Árn. II, S. 13/4. Nach dem Manuskript von Pastor Skúli Gíslason auf Stóranúpur.
Ein junges Mädchen ist so fromm, dass sie beabsichtigt, sich nicht zu verheiraten, um besser Gott dienen zu können. Da dies dem Teufel schlecht gefällt, verwandelt er sich in einen schönen jungen Mann und wirbt um die Liebe des Mädchens, denn auf diese Weise hofft er sicher Gewalt über sie zu bekommen. Durch seine Künste bringt er es denn auch so weit, dass das Mädchen mit ihm getraut wird. Doch wie er sich ihr in der Hochzeitsnacht nähern will, ist sie in ihrer Frömmigkeit so rein, dass er es nicht wagen darf, sie zu berühren. Er lässt sich nun in der Nacht noch ein Bad machen und bleibt in diesem aus Furcht vor der reinen Braut bis zum Morgen[332] sitzen. Am folgenden Tag schlendert er draussen herum und überlegt, was er nun anfangen soll. Da trifft er einen jungen Mann und bietet ihm an, an seiner Stelle die Frau zu heiraten. Zum Entgelt solle er ihm dann das älteste Kind geben, sowie es sieben Jahre alt sei. Der junge Mann ist mit dem Vorschlag einverstanden, und der Teufel verleiht ihm nun seine vorher angenommene Gestalt, so dass er nun an Stelle des Teufels mit der frommen Braut sich verheiratet. Ihre Ehe wird mit einem einzigen Kinde, einem Knaben, gesegnet. Wie dieser nun fast sieben Jahre alt ist, wird der Vater von Tag zu Tag trübsinniger, bis er endlich seiner Frau alles gesteht. Nach dem Kate seiner Frau bringt er nun den Knaben an dem festgesetzten Tage zu der Stelle, wo er zuerst mit dem Teufel den Kontrakt geschlossen hatte. Hier zieht er einen King um ihn und besprengt ihn mit heiligem Blut. Bis zum Abend bleibt er bei seinem Kinde. Wie er es dann verlassen muss, schärft er ihm ein, erst dann aus dem geweihten Kreise zu gehen, wenn einer käme und ihm in Jesu Namen die Hand in den Kreis hinein reiche. Der Knabe sieht nun in der Nacht allerhand Trugbilder, die ihn verlocken wollen, zuerst Freunde, die ihm Leckerbissen bieten, dann die Eltern, die ihn erst bitten, dann ihm drohen, ferner spielende Kinder und schliesslich vielerlei Schreckgespenste. Der Knabe bleibt jedoch standhaft, bis am andern Morgen seine Eltern zu ihm kommen und ihm in Jesu Namen die Hand entgegenstrecken. Der Teufel war nun auch hier um sein Opfer betrogen.
Das vollständige Märchen kann ich in keiner der verglichenen Sammlungen nachweisen – zu den einzelnen Episoden finden sich Parallelen bei Grimm, Cosquin und Müllenhoff. Die reine Braut, die wegen ihrer Frömmigkeit der Teufel nicht zu berühren wagt, entspricht der frommen Müllerstochter des deutschen Märchens (Grimm 31 »Das Mädchen ohne Hände« S. 120 ff.), die wegen ihrer Reinheit ja auch nicht zum Eigentum des Teufels werden kann. Bei Cosquin (LXIV »Saint Etienne« II S. 231 ff.) verkauft die arme Frau ihren eben geborenen Sohn dem Teufel, der ihn nach sieben Jahren holen will. Der Knabe schützt sich durch Weihwasser, so dass der Teufel mit seinen Leuten ihm nichts anhaben kann. –[333]
Die Erzählung bei Müllenhoff (CCLXIX. »Der Teufel und der Schüler« S. 197 ff.) hat viel Ähnlichkeit mit dem zweiten Teil unsres isländischen Märchens. Ein Bauer verspricht aus Armut dem Teufel seinen eben geborenen Sohn, wenn dieser zwanzig Jahre alt ist. Um den frommen Jüngling zu schützen, bringt der zauberkundige Pfarrer ihn in eine Kirche und zieht um ihn einen Kreis. In diesem hält er sich standhaft, trotzdem der Teufel ihn in den verschiedensten Gestalten aus dem Kreise herauslocken will. Am andern Morgen kommt dann der Pfarrer zu ihm, löst den Zauberkreis und erklärt ihn für gerettet.
Zu diesen Versuchen des Teufels sind auch die Nachweise zu vergleichen, die Köhler gibt zu der »Legende von dem Ritter in der Kapelle« (Kl. Schr. II S. 213 ff.).