[423] 348. Der Bauern Kirchbau.

Occa Scharlensis. Leeuwarden 1597. Fol. 33 c.

Vgl. Grimm 349.


Anno zwölfhundert fünf und siebenzig begann ein Theil Hausleute auf Nylandt bei Bolswert eine Kirche zu bauen, wie man denn solches zu thun zu jener Zeit in Frießland sehr eifrig war. Doch trug sich dabei ein wunderbar Ding zu, denn alles, was die Bauern im Tage bauten, das wurde bei der Nacht wiederum abgebrochen, und dieß geschah zu dreien Malen. Da die Leute dieß als eine Schickung Gottes ansahen, so spannten sie am vierten Abende ein Joch Ochsen vor eine Schlitte, auf welche sie etwas Erde und Steine legten, und sprachen dann: »Geht nun in Gottes Namen;[423] wo ihr morgen gefunden werdet, dahin wollen wir unser Kirchlein bauen.«

Als man am folgenden Tage sich aufmachte, die Ochsen zu suchen, fand man sie an einer gar moorigen und seichten Stelle, und sie hatten jeglicher ein brennend Wachslicht auf ihrem Haupte. Die Bauern aber begannen alsbald, die Stelle zu höhen, und bauten dort die Kirche, welche sie nur mit vieler Mühe und Arbeit vollendeten.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 423-424.
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