[601] Mündlich; mitgetheilt von Heinrich Coppens.
Ehedem gab es um Doel viele Jünglinge, welche ein gewisses Fell hatten, womit sie zu sichern Stunden sich bekleiden mußten; dann wurden sie Wärwölfe. Außer der Zeit hatte man nichts von ihnen zu fürchten; als Wärwölfe aber mußte man sich vor ihnen in Acht nehmen. Viele waren darunter, welche wohl gewünscht hätten, des Felles entschlagen zu sein, aber das hielt schwer. Zu Doel lebte ein solcher Mensch, der war kreuzbrav. Abends und Nachts fand man ihn häufig nicht zu Hause, und dann konnte man darauf rechnen, daß man am andern Tage von einem Unglück hörte. Der Mensch diente bei einem Pachter, der ein gar kluger Mann war. Eines Morgens hatte dieser gesehen, daß der Knecht das Fell in einen Holzhaufen steckte, und er ging alsbald hin und nahm es daselbst weg und sandte zugleich den Knecht nach Sankt Nikolas, welches gegen fünf Meilen von Doel entfernt ist.
Schon war der Knecht lange fort und der Pachter berechnete, daß er nur noch eine halbe Meile bis Sankt Nikolas haben müsse. Da nahm er das Fell und steckte dieß in den Ofen, der eben in lichtester Gluth brannte. Kaum aber fing das Fell an zu brennen, als der Knecht plötzlich in die Kammer stürzte, sich vor den Ofen hinstellte und auf eine schreckliche Weise heulte und schrie. Das dauerte so lange, bis das Fell zu Pulver verbrannt war, so daß man auch nicht das mindeste mehr davon sah; dann stieß der Knecht wie einen tiefen Seufzer aus und rief freudig: »Gott sei gelobt und gedankt, nun bin ich erlöst.« Auch erzählte er, wie er plötzlich von Sankt Nikolas, dessen Thurm er schon gesehen habe,[602] in die Kammer versetzt worden sei und wie gräuliche Schmerzen er ausgestanden habe in der Zeit, während welcher das Fell gebrannt.