22. Der mensch und der wassergeist.

[113] Ein mensch mahlt in seiner (wasser-)mühle. Zu ihm kam der wassergeist (aus dem fluss) heraus. Als er den mühlstein sieht, fragt er: »Was ist das?« Der mensch sagt: »Das ist die spindelscheibe meiner mutter«. »Verkaufe sie mir!« sagt der wassergeist. »Gut!« »Wieviel verlangst du?« »Einen hut voll geld.«[114] Der mensch machte ein loch in den hutkopf. Der wassergeist legte sein geld (in den hut), aber es reichte nicht zu; noch einmal legte er geld (darein), und (auch jetzt) genügte es nicht. Er legte noch (in den hut) das perlenband seiner mutter: jetzt gab der mensch ihm seinen mühlstein. Der wassergeist hängte den mühlstein an seinen hals und ging weg.

Der wassergeist sah noch ein boot. »Was hast du da?« fragt er. »Das ist die mehlmulde (eig. die mulde, in welche man das mehl od. grütze beim sieben fallen lässt) meiner mutter«, sagt der mensch. »Verkaufe sie mir!« »Ich verkaufe sie, wenn du mir (dafür) hundert rubel giebst.« »Hundert rubel habe ich nicht. Ich gebe aber ein pudmass gold!« »Gut!« Er hängte das boot an seinen hals und ging weiter.

Auf dem felde sah der wassergeist eine egge. »Was hast du da?« sagt er. »Es ist der haarkamm meiner mutter«, sagt der mensch. »Verkaufe ihn mir!« sagt der wassergeist. »Wenn du mir tausend rubel giebst, verkaufe ich ihn.« Der mensch verkaufte seine egge für tausend rubel.

Der wassergeist ging weg. Auf dem wege kam ihm im walde ein bär entgegen. Der wassergeist fürchtete sich vor ihm und kletterte auf eine fichte hinauf. Der bär klettert nach ihm hinauf. Sie stürzten alle beide von der fichte hinunter und starben.

Quelle:
Wichmann, Yrjö: Wotjakische Sprachproben, 2.: Sprichwörter, Rätsel, Märchen, Sagen und Erzählungen, Helsingfors: 1893/1901, S. 113-115.
Lizenz:
Kategorien: