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[17] Aber sowohl nach ihrem Baue als ganz besonders nach ihrer von ihrem Baue bedingten, höchst eigenthümlichen Lebensweise, beansprucht vor allen die Familie der Eremitenkrebse (Pagurina) unsere Aufmerksamkeit. Ihr Kopfbruststück ist gestreckt, auch sind die Augenstiele lang und frei [17] hervortretend, eine Eigenschaft, die ihnen zum Hervorlugen aus ihrer Behausung sehr zu statten kommt. Auch die Scherenfüße sind lang, kräftig und gewöhnlich ungleich entwickelt, eine Asymmetrie, die sich bei vielen Krebsen findet, bei ihnen aber sich weiter auf viele andere Körpertheile erstreckt und ebenfalls im Zusammenhange mit ihrer Lebensweise steht. Die zwei letzten Beinpaare sind stummelförmig, kurze Klauen, mit denen sie sich in ihren Schneckenhäusern anklammern, ebenso wie mit den Beinstummeln des Nachleibes. Diese Beine der Eremiten und der übrigen Anomuren sind aber nicht etwa, wenn wir sie auch Stummeln genannt, als Verkümmerungen aufzufassen. Sie sind nur der Lebensweise angepaßt und dienen, wie uns die Wollkrabbe gezeigt, zum Tragen oder Festklammern. Der Nachleib der Paguren ist länglich und sackförmig, hat nur oberhalb einzelne harte Platten und ist sonst so weichhäutig, daß die Thiere das Bedürfnis nach einem anderen Schutze haben. Diese an den Küsten aller Meere allbekannten Thiere sichern sich, indem sie ihre Wohnung in Schneckengehäusen aufschlagen. Sie tödten nicht etwa, wie man wohl gesagt hat, die Schnecke, um dann von deren Haus Besitz zu ergreifen, sondern annektiren sich nur die schon verlassenen Gehäuse. Der Krebs sucht sich ein Haus von der Größe, daß er nicht bloß seinen Nachleib bequem darin unterbringt, sondern daß er Raum hat, bei Gefahr sich vollständig hinter den Rand der Oeffnung zurückzuziehen. Indem er sich mit jenen Stummeln an dem Gewinde des Schneckenhauses festhält, an welches sich einige auch noch mittels Saugnäpfen anhaften können, sitzt er so fest, daß es fast nie gelingt, einen lebendig und ganz herauszuziehen: er läßt sich in Stücke reißen, indem entweder die Scheren, die man am leichtesten fassen kann, abbrechen, oder das Kopfbruststück vom Nachleibe losreißt. Wird ihm sein Futteral zu eng, so muß er allerdings sich herauswagen, um sich ein neues anzupassen. Die an unseren Küsten und besonders im Mittelmeere vorkommenden Arten gerathen aber nicht selten in eine höchst fatale Situation, indem sich ein Schwamm (Suberites domuncula) gerade nur auf solchen von Einsiedlerkrebsen benutzten Schneckengehäusen ansetzt. Je eifriger der Krebs herumkutschirt, desto besser gedeiht der Schwamm, der sehr bald in Form einer korkigen, gelbröthlichen Masse das Gehäuse überzieht und nunmehr für den Insassen sehr bedenklich wird. Macht sich derselbe nämlich nicht bei Zeiten aus dem Staube, so überwuchert der Schwamm dergestalt den Ausgang des Hauses, daß der Einsiedler gar nicht mehr heraus kann. Man findet sie sehr häufig in dieser elenden Lage, daß kaum noch ein Löchelchen da ist, durch welches sie mit den gestielten Augen sich über die Außenwelt orientiren und mit den Spitzen einer Schere kümmerlich Nahrung hereinholen können, bis sie natürlich endlich dem Hungertode überliefert werden.