Limulus polyphemus

[53] Die geographische Verbreitung der wenigen Artformen der heutigen Gattung Limulus ist ohne ein Zurückgreifen in die vergangenen geologischen Perioden unverständlich. Die eine, Limulus polyphemus, lebt an den flachen Ufern von Florida, Carolina und der Antillen; die anderen an den Flachküsten der Molukken, China und Japan. Eine Auswanderung von dem einen nach dem anderen Verbreitungsbezirk mit entsprechender Rassen- oder Artbildung ist wegen der Tiefe der trennenden Meere ausgeschlossen, an eine Specialschöpfung hier und dort kann ein vernünftiger Mensch nicht denken. Die Limulus des Atlantischen und Pacifischen Oceans müssen also mindestens so lange getrennt sein, als die Landenge von Panamá sich als trennender Wall zwischen beiden Meeren erhoben hat, das heißt seit dem Beginne der Tertiärperiode. Man findet aber erst in den Schichten einer noch weit älteren Zeit, in den jurassischen Schiefern von Solnhofen, die Reste von limulusartigen Thieren. Die Seltenheit derselben und den gänzlichen Mangel in allen späteren Schichten hat man sich aus der Lebensweise unserer Limulus zu erklären, da jedenfalls auch die untergegangenen und spurlos verschwundenen Arten Bewohner sandiger Küsten waren. Die Reste solcher Thiere erhalten sich nur ausnahmsweise; sie werden von Atmosphäre und Wellen zerstört, während die in die Tiefe versinkenden im Schlamme eingebettet und für die Wißbegierde des Menschen erhalten wurden.

Ueber die einförmige Lebensweise unserer Thiere schreibt Pöppig: »Sie schwimmen schlecht, kriechen noch langsamer, kommen bei trübem Wetter dennoch häufig ans Land und schieben sich, beweglichen Schildern vergleichbar, über sandige Strecken fort. Im Meere verweilen sie meist nur an tiefen Orten (? O.S.), können Hitze durchaus nicht vertragen und vergraben sich in den Sand, wenn bei ihren Ausflügen die Sonne sie überrascht. Ihre Nahrung ist nur animalisch«.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 53.
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