Udānaṃ,

I. Thls. 5. Suttaṃ.

Die Brāhmaṇen

[945] So habe ich gehört: Zu einer Zeit weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Waldhaine des Anāthapiṇḍiko. Zu jener Zeit nun begaben sich der ehrwürdige Sāriputto, der ehrwürdige Mahā-Moggallāno, der ehrwürdige Mahā-Kassapo, der ehrwürdige Mahā-Kaccāyano, der ehrwürdige Mahā-Koṭṭhito, der ehrwürdige Mahā-Kappino, der ehrwürdige Mahā-Cundo, der ehrwürdige Anuruddho, der ehrwürdige Revato, der ehrwürdige Devadatto und der ehrwürdige Ānando zu dem Erhabenen. Es sah der Erhabene jene Ehrwürdigen von fern herankommen, und nachdem er sie gesehn hatte, wandte er sich an die Mönche:

»Dort, ihr Mönche, kommen die Brāhmaṇen, dort, ihr Mönche, kommen die Brāhmaṇen.«

Auf diese Worte sprach ein gewisser, aus der Brāhmaṇen-Kaste stammender Mönch zu dem Erhabenen also:

»Inwiefern denn, o Herr, ist man ein Brāhmaṇe, und was sind eines Brāhmaṇen Pflichten?«

Da erkannte der Erhabene den Sinn dieser Rede und sprach bei jener Gelegenheit folgenden Vers:


»Die fern von allem Bösen sind, in steter Einsicht wandelnd hier,

Die Buddhos19, aller Fesseln frei, die sind die Brāhmaṇen der Welt.«


Fußnoten

1 Inschriftlich ist die Existenz des Suttapiṭakaṃ, d.i. der fünf Nikāyos, schon bis in das dritte vorchristliche Jahrhundert nachgewiesen: siehe Hultzsch im 40. Bande der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, p. 75, und vor Allen Bühlers hochwichtige Untersuchung des Sanchi Stupa, Epigraphia Indica, vol. II, p. 93 (unter der Presse). Der gründlichste Kenner der indischen Alterthümer sagt da u.a.: »Two terms of this kind (Sanchi Stupa Inscriptions), Sutātikinī or Sūtātikinī, I., 79, 80, ›a female reciter of the Suttanta or the Sutras‹, and Dhamakaṭhīka, I.C. 191, ›a reciter of the Dhamma‹, have been recognised by the earlier decipherers. But a third, very interesting one, pachanekayika, I. 66, has escaped detection. Pachanekayika is a negligent spelling for pāchanekāyika or paṃchanekāyika, which former occurs in the Bharhut inscriptions No. 144, in Sanskrit pāñchanaikāyika, and means, as Dr. Hultzsch has translated it loc. cit., ›one who knows the five Nikāyas‹. The five Nikāyas are (see Childers, Pāli Dictionary sub voce) the five divisions of the Sutta Piṭaka, the Dīghanikāyo, Majjhimanikāyo, Samyuttanikāyo, Aṇguttaranikāyo and Khuddakanikāyo. The title furnishes, therefore, a clear proof of the existence of these divisions of the Sutta Piṭaka at the time when the inscription was incised. And this time must be the third century B.C., as the letters of the inscriptions fully agree with those of Asoka's inscriptions. The discovery that the five great subdivisions of the Sutta Piṭaka existed at so early a period lends some support to the view of those scholars, who, like Professor Oldenberg, identify the titles of some of the treatises, mentioned in Asoka's longer Bairāt edict with portions of the Majjhimanikāyo and Aṇguttaranikāyo.« – Die Mittheilung dieser Stelle der bisher noch nicht erschienenen Abhandlung wurde mir von Hofrath Bühler in liebenswürdigster Weise gestattet, wofür ich ihm hiermit herzlichen Dank ausspreche.


2 Schon Spence Hardy (und nach ihm Childers und Fausböll) hat ›viññāṇaṃ‹ durch ›consciousness‹ wiedergegeben, auch Oldenberg in der I. Aufl. seines »Buddha«, Berlin 1881, durch ›Bewusstsein‹.


3 Der Originaltext lautet: Kattha āpo ca paṭhavī, tejo, vāyo na gādhati? Kattha dīghañ ca rassañ ca, aṇuṃ, thulaṃ, subhāsubhaṃ, Kattha nāmañ ca rupañ ca asesam uparujjhatîti? Viññāṇaṃ anidassanam anantaṃ sabbato pahaṃ, Ettha āpo ca paṭhavī, tejo, vāyo na gādhati, Ettha dīghañ ca rassañ ca, aṇum, thulam, subhāsubhaṃ, Ettha nāmañ ca rupañ ca asesam uparujjhati: Viññāṇassa nirodhena etth' etam uparujjhatîti. Sehr ähnlich lässt sich übrigens schon ein Vers (1111) des Sutta-Nipāto auf die Frage, wie das Bewusstsein total vernichtet werde, vernehmen: Ajjhattañ ca bahiddhā ca vedanaṃ nâbhinandato Evaṃ satassa carato viññāṇam uparujjhatîti. »Wer innere und äussere Empfindung ohne Lust wahrnimmt, Dem also standhaft Wandelnden geht das Bewusstsein restlos auf.«


4 Wie z.B. auch AN IV, 5, 2 paheyya für pajaheyya.


5 diese fünf Bewusstseinskomplexe bilden das rupādiviññāṇaṃ.


6 manoviññāṇaṃ, das Denkbewusstsein, d.i. das Selbstbewusstsein: Cogito, ergo sum. – Vergl. diese Theilung des Bewusstseins in ein inneres und äusseres mit dem (in Anm. 3 citirten) Vers 1111 des Sutta-Nipāto.


7 ›Katamaṃ viññāṇaṃ? Cha y ime viññāṇakāyā: cakkhuviññāṇaṃ, sotaviññāṇaṃ, ghānaviññāṇaṃ, jivhāviññāṇaṃ, kāyaviññāṇaṃ, manoviññāṇaṃ. Sankhārasamudayā viññāṇasamudayo, sankhāranirodhā viññāṇanirodho‹.


8 ›Kataman dukkham ariyasaccam? Jāti pi dukkhā, jarā pi dukkhā ... saṇkhittena pañc' upādānakkhan dhā dukkhā; katame pañc' upādānakkhandhā? seyyathîdaṃ rupupādānakkhandho, vedanupādānakkhandho, saññupādānakkhandho, saṇkhārupādānakkhandho, viññāṇupādānakkhandho‹.


9 Sutta-Nipāto, vv. 1043-1048.


10 Sutta-Nipāto, vv. 1105-1111.


11 Siṃsapā ist der nordindische grosse Rosenholzbaum (Dalbergia Sisu).


12 Vergl. No. 54 der Anthologie (Die Brāhmanen).


13 manoviññāṇaṃ, Denkbewusstsein, d.i. Selbstbewusstsein; siehe Vorrede, §. 4, Anm. 5.


14 Rājagahaṃ war die Reichshauptstadt von Magadhā (heute das kleine Rajgir in der Provinz Behar).


15 das heutige Oudh.


16 »Pisang, Musa sapientum; ihre Früchte heissen Bananen. Ein Bild der Hinfälligkeit, weil ihr Stamm nicht Holz ist, sondern nur durch die übereinandergerollten Blattscheiden gebildet wird.« Boehtlingk-Roth, Samskrt-Wörterbuch1, s.v. kadala.


17 Māro ist der indische Satan, d.i. der grosse Pan, personificirter Tod und Wollust zugleich.


18 anattā, das Wesenlose.


19 d.h.: die Erwachten.


Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 945.
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