Esra

[900] Esra, jüdischer Gesetzgelehrter, zur Zeit, als Judäa unter Persien stand, stammte aus dem Geschlechte des Hohenpriesters Seraja. Unter Xerxes (478 v. Chr.) zog er als Anführer einer zweiten Colonie nach Judäa u. suchte mit Nehemia den neugepflanzten jüdischen Staat zu befestigen; wirkte auch eifrig für die Wiederherstellung Jerusalems, wobei ihn Xerxes sehr begünstigte. Über seinen Tod sagt die Bibel nichts; nach Josephus war er in Jerusalem begraben; nach anderen jüdischen Sagen kehrte er nach Persien zurück u. starb dort im 120. Lebensjahre. Nach jüdischen Traditionen soll E. die Chaldäische Quadratschrift eingeführt u. alle bei der Eroberung Jerusalems vernichteten Schriften des A. T. wieder aufgezeichnet u. in Verbindung mit der großen Synagoge den Canon des A. T. gesammelt haben. Unter seinem Namen befindet sich im A. T. eine, zum Theil in Chaldäischer Sprache abgefaßte Schrift, deren theilweiser Verfasser er gewiß ist. Wenn von dem zweiten Buch E. die Rede ist, so versteht man darunter das Buch Nehemia. Das sogenannte dritte Buch E. aber, welches sich unter den Apokryphen findet, ist blos eine, mit manchen Zusätzen ausgestattete griechische Übersetzung von späterer Hand. Das vierte Buch E., welches die Offenbarung Johannis kennt, ist wohl erst im 2. Jahrh. n.Chr. von einem Juden aufgesetzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 900.
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