Franzensbad

[610] Franzensbad (Kaiser-Franzensbad, unrichtig auch Franzenshrunn genannt), Flecken u. berühmter Badeort im Bezirke u. Kreise Eger (Böhmen), 1 Stunde nördlich von Eger, seit 1793 unter dem Schutze des Kaisers Franz I., dessen Namen es trägt, erbaut, bis zu welchem Zeitpunkte die Kranken, welche die Quellen benutzen wollten, in Eger wohnen mußten, geschmackvoll gebaut u. mit trefflichen Brunnenanstalten u. Badehäusern versehen u. sich von Jahr zu Jahr erweiternd. Die Quellen hießen sonst von dem nahen Dorfe Schlada Schladaer Sänerlinge; als solcher war die Franzensquelle schon im Jahre 1613 mit genauer Angabe der Localität von Macasius beschrieben u. von Fremden besucht. Es werden 6 Quellen benutzt: a) die Franzensquelle (Franzens-. früher Egerbrunnen), die kräftigste u. berühmteste, vorzüglich zum Trinken, auch zum Baden, wird auch viel versendet; über dieser ist ein Tempel mit einem zum Kursaal führenden Säulengang; b) die seit 1807 gefaßte Luisenquelle, zum Baden, beide alkalisch-salinische Eisenquellen; c) die Salzquelle, seit 1819 bekannt, zum Trinken u. Versenden, ein alkalisch-salinischer Säuerling; d) der kalte Sprudel, ein eisenhaltiger Säuerling, zum Trinken u. Baden; e) die Wiesenquelle, erst seit 1837 benutzt, mit vorwaltendem noch stärterem Salzgehalt, als bei der Salzquelle, daher noch mehr auflösend u. abführend; f) das Gasbad, in einem eignen Gebäude über dem verschütteten Polterbrunnen, seit 1812 benutzt, von der starken Gasentwicklung desselben so genannt, wird zu Gasbädern gebraucht. Außerdem gibt es auch noch kräftige Moor- u. Douchebäder, wie denn die ganze Gegend moorigen u. gashaltigen Boden hat u. ehedem der Boden eines Landsees gewesen zu sein scheint. Das Wasser, bes. des ersten Brunnens, wird als Egerwasser weithin versendet. Die Temperatur der Quellen beträgt 9° R.; die Hauptwirkung aller Quellen ist gelinde auflösend, reinigend u. stärkend, weshalb sie bei Schwächezuständen, Unterleibsstockungen, manchen Geschlechtskrankheiten etc. angewendet werden. Ein eigens errichtetes Curhaus gehört der Stadt Eger. Dem Gründer des Bades, Kaiser Franz I. von Österreich, ist durch Graf Münch-Bellinghausen 1853 ein von Schwanthaler entworfenes, in Erz gegossenes Standbild errichtet worden. Die umliegende Gegend bietet angenehme Spaziergänge u. Vergnügungsorte, so das Jägerhaus (Siechenhaus), St. Anna, das Egerthal mit Sternfelds Garten, Liebenstein, Hochberg, Waldsassen, Seeberg, Schönberg, Wildstein. Stöckermühle, Maria Kulm etc.; merkwürdig ist der Kammerbühl (s.d.) Vgl. E. Osann, Die Mineralquellen zu Kaiser-Franzensbad, 2. Aufl, Berl. 1828; F. X. Lautner, Kaiser-Franzensbad u. seine Heilquellen, Eger 1841; Palliardi, Die Mineralbäder zu F., 2. Aufl. Lpz. 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 610.
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