[363] Temperatur (v. lat.), 1) im Allgemeinen der Zustand eines Körpers in Rücksicht auf die Wärmem enge, welche ihn durchdrungen hat, bes. 2) die größere od. geringere Erwärmung der Atmosphäre od. einer bestimmten Schicht derselben (Lufttemperatur). Die T. wird durch den Grad ausgedrückt, welchen das dieser Luftschicht ausgesetzte Thermometer (s.d.) nach einer gewissen Scala einnimmt. Die T. ist hoch, wenn die Wärme der Luftschicht größer od. wenigstens nicht viel geringer ist, als die der äußern Theile unsers Körpers; niedrig, wenn die Luft dem Körper mehr Wärme entzieht, als dieser in derselben Zeit durch den Lebensproceß erzeugt; eine mittlere (gemäßigte) findet Statt, wenn ein gesunder Mensch, dessen Körper in Ruhe u. nicht durch Getränke erhitzt ist, die Luft weder kalt noch warm findet, wie gewöhnlich bei 15° R. der Fall sein wird. Die höchste Sommerhitze pflegt bei uns 31° R. (in Afrikas Sandwüsten 36°, ja selbst 43°) über 0 u. die höchste Kälte; 26 bis 28° R. (in Grönland 34°, Kane beobachtete bei seiner Nordpolexpedition selbst 49,7° R.) unter 0 zu sein. Doch währt beides nur kurze Zeit u. selten steigt die Hitze u. Kälte über 18°. Bei diesen Temperaturwechseln wirkt bes. die Sonne ein. Je höher dieselbe im Laufe des Tags u. des Jahrs sich über den Horizont erhebt, je länger sie am Himmel verweilt, desto mehr wird die Erdoberfläche u. deren Atmosphäre erwärmt, u. desto höher steigt demnach die T. Die T. eines Orts wechselt fast stündlich. Wenn man die T. in jeder dieser 24 Stunden beobachtet u. die erhaltene Summe von Graden durch die Stundenzahl dividirt, so erhält[363] man die mittlere T. des Tags. Zwei Beobachtungen, eine etwas vor Aufgang der Sonne, als der kältesten, die andere um 2 Uhr Nachmittags gemacht, reichen hin, um die mittlere T. des Tags zu finden, die Hälfte der Summe beider ist sie. Andere beobachten aber dreimal, um 8 Uhr Morgens, 3 Uhr Nachmittags u. 10 Uhr Abends; noch Andere um 4 Uhr Morgens u. Abends, u. ebenso um 10 Uhr Morgens u. Abends. Die Summe wird dann mit 3 od. im zweiten Falle mit 4 dividirt, wo man dann die mittlere T. des Tags erhält. Dividirt man die Summe der mittlern T. des Tags eines Monats mit der Zahl der Monatstage (30 od. 31, auch wohl 28 u. 29), so erhält man die mittlere T. des Monats, u. durch Division der Summe aller Monatstemperaturen eines Jahrs mit 12, die mittlere Jahrestemperatur. Diese weichen höchstens um 2° von einander ab. Die T. desselben Monats ist je nach der verschiedenen Witterung in mehren Jahren sehr ungleich, während. die für das ganze Jahr geltenden Größen weniger von einander abweichen, so daß man durch die Beobachtungen von einigen Jahren ein ziemlich sicheres Resultat erhält. In der nördlichen gemäßigten Zone steigt die T. von der Mitte des Januars anfangs langsam, im April u. Mai ziemlich schnell, dann wieder langsamer u. erreicht gegen Ende Juli ihren höchsten Grad. Von da anfangs langsam, im Herbst schneller abnehmend erreicht sie in der Mitte Januars ihren kleinsten Werth. Man kann hier aus wenigen Elementen für irgend einen Ort die T. der einzelnen Monate berechnen, wenn man das Gesetz dieses Ganges an andern Orten bestimmt hat. Im Allgemeinen finden wir die meisten Punkte der subtropischen, gemäßigten u. subarktischen Zonen der nördlichen Hemisphäre (also zwischen 23° u. 66° nördl. Br.) den 14. Januar als den Zeitpunkt der niedrigsten, den 24. April u. 21. October als den der mittlern, u. den 26. Juli als den der höchsten T. u. für die entsprechenden Zonen der südlichen Hemisphäre nattürlich umgekehrt, Das Gesetz dieses Ganges läßt sich leicht aus den Änderungen im Stande der Sonne herleiten. Die Summe der mittlern T. mehrer auf einander folgender Jahre mit der Zahl der Jahre dividirt, gibt die mittlere T. des Beobachtungsorts. Diese Zahl wird um so richtiger sein, je genauer die einzelnen mittlern Beobachtungen waren, u. aus einer je größern Zahl mittlerer T-en sie berechnet worden ist. Kuka (im Innern von Afrika) hat 23,0, Calcutta 22,4, Paramaribo 21,5, Batavia 20,6, Kairo 17,8, Kapstadt 15,3, Algier 14,3, Rom u. Palermo 12,7, Mexico 12,2, Marseille u. Peking 11,2, Mailand 10,3, Genf 9,2, Paris 8,6, Wien u. Philadelphia 8,4, Amsterdam, Dublin u. Strasburg 7,9, London 7,5, Berlin 7,2, Edinburg 6,7, Leipzig u. Kopenhagen 6,5, Warschau 5,4, Stockholm u. Quebeck 4,5, Christiania 4,2, Åbo 3,9, Moskau 3,6, Petersburg 3,4, Torneå_ 0,4, St. Gotthard 0,8, Ustjansk 12,4, Boothia Felix 12,6. Die mittlere T. ist daher desto kleiner, je weiter man sich vom Äquator entfernt, je geringer also die Polhöhe, od. die mittlere Höhe der Sonne über dem Horizonte ist. Außer der Höhe der Sonne haben noch andere Umstände, wie Winde, Feuchtigkeitszustand, bes. aber die Höhe des Orts über dem Meere einen großen Einfluß auf die T. Im Allgemeinen sinkt die mittlere T. um 1°, wenn man sich 600 Fuß über das Meer erhebt, doch kommt es dabei auch auf die übrige Witterung an. Vgl. Isothermen. Über die Gesetze der Wärmevertheilung auf der Erde, vgl. Wärme. Zur Erforschung der Bodentemperatur versenkt man in Gräben bis. zu verschiedenen Tiefen Flaschen mit Wasser, zieht diese nach längerer Zeit, sobald sie die T. des Bodens angenommen haben, schnell herauf u. untersucht mittelst eines sehr empfindlichen Thermometers den Wärmegrad des Wassers. Da die Luftwärme nur langsam in die Tiefe der Erde (z.B. erst in 26 Tagen 6 Fuß tief) eindringt, so stelle man diese Beobachtungen monatlich nur einmal an. Im Erzgebirge ist solchen Versuchen zufolge die Bodentemperatur um 0.8° R. höher, als die mittlere T. der Luft. Nach Quetelet erstrecken sich in unsern Breiten die täglichen Variationen der Bodentemperatur nur bis zu einer Tiefe von 1 Meter, die jährlichen dagegen bis zu mehr als 20 Meter Tiefe. Wegen des Einflusses, den die Verschiedenheit der T. auch bei einerlei Luftdruck auf die Quecksilbersäule der Barometer ausübt, hat man für barometrische Beobachtungen u. Messungen eine Normaltemperatur angenommen u. versteht darunter denjenigen Grad der T. nach Réaumur, Fahrenheit etc., auf welchen beobachtete Barometerstände auf denjenigen Punkt reducirt werden, welchen man beobachtet haben würde, wenn unter übrigens gleichen Umständen stets die T. dieselbe (Normaltemperatur) geblieben wäre. Gewöhnlich nimmt man jetzt 0° R. als Normaltemperatur an. 3) Die von der sympathetischen Erzeugung der Töne abweichende Stimmung der Instrumente u. überhaupt die ganze Einrichtung unsers Tonsystems, wonach die Octave in 12 halbe Töne eingetheilt wird u. die seinen Unterschiede des Komma u. Diesis in keinen Betracht kommen. Die T. unterscheidet z.B. die Tonarten Cis dur u. Des dur dem Klange nach nicht von einander, sondern betrachtet sie nur verschieden in der Schreibart. Die T. nimmt blos auf 24 verschiedene Tonarten Rücksicht u. schließt damit die Grenzen des Tonreichs ab. Um dies erreichen zu können, dürfen die Intervallen nicht ganz so rein eingestimmt werden, als sie Sympathie der Töne erzeugt, sondern in jedem Akkorde muß die Terz etwas höher, die Quinte aber etwas tiefer gestimmt werden. Man hat mehre Berechnungen der T-en u. nennt sie die gleich- u. ungleichschwebende T. Mit ihrer mathematischen Berechnung hat sich vorzugsweise Kirnberger beschäftigt; 4) Einrichtung bei der Stimmung eines Instrumentes, daß man bei einzelnen Tönen von der vollen Reinheit, welche sie in der einen Tonart haben, etwas abweicht, damit sie in andern Tonarten leichter zu gebrauchen sind.