Ingrier

[912] Ingrier (Ingern, von den Russen Ischoren, von den Finnen Ingrikot genannt), eine Völkerschaft, welche wie die Äürümöiset u. die Sawakot, zu dem karelischen Zweige der eigentlichen Finnen gehört, einen wenig abweichenden Dialekt des Karelischen spricht, jetzt aber bis auf 17,800 Seelen zusammengeschmolzen ist, welche in 222 Dörfern des russischen Gouvernements Petersburg, zum Theil allein, zum Theil auch mit Bussen u.[912] den obenerwähnten finnischen Völkerschaften vermischt wohnen. Die Dörfer sind meist sehr klein, ihre Bewohner träge, arm u. schmutzig, abergläubisch u. unwissend. Sie haben viel von den Russen angenommen u. sind zum größeren Theile Protestanten, jedoch gehen immer mehr zur Griechischen Kirche über. Nach der Völkerschaft der Ingrier, die ihren Namen von dem Flusse Inger od. Ischora erhielt, wurde durch die Schweden die Landschaft Ingermanland benannt, welche das Land zwischen Newa, Ladogasee, dem Finnischen Golf, der Nerwa u. den Gouvernements Pleßkow u. Nowgorod umfaßt u. jetzt den größten Theil des Gouvernements Petersburg bildet. Der Name kam erst in Gebrauch, als das Land 1617 von den Russen, die es schon seit dem 13. Jahrh. besessen hatten, an Schweden abgetreten wurde. Durch Peter den Großen 1702 wiedererobert, wurde es 1783 zum Gouvernement Petersburg geschlagen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 912-913.
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