Magnetnadel

[715] Magnetnadel, Instrument, an dem sich die Erscheinungen des Magnetismus vorzugsweise darlegen. Sie werden aus dem feinsten u. härtesten Stahl (am besten aus sogenanntem Huntmanns Stahl) verfertigt, bei der Rothglühhitze gehärtet u. so temperirt, daß man sie von der Mitte aus bis zu einem Zoll von jedem Ende auslaufen läßt, bis die blaue Farbe verschwindet. Die beste Form der M. ist die eines seitlich gefensterten, in der Mitte mit einer Querbrücke, die im Centrum eine kleine Aushölung (Hütchen) hat, versehenen Rhomboëders, von 2″ Breite u. 5″ Länge. Andere machen die M. schmäler, in Form eines mit einem Hütchen versehenen Zahnstochers. Magnetisch werden sie wie jeder andere Eisenkörper, durch einfachen od. Doppelstrich. Der Scheitel des Hütchens, welches gewöhnlich aus Achat besteht, ruht auf einem Stifte. Durch die Neigung der magnetisirten Nadel kommt dieselbe, wenn sie unmagnetisch in horizontaler Lage war, aus dieser Richtung, was, wenn die M. nur als Declinatorium (s. Magnetismus II.) dienen soll, dadurch daß sie[715] auf entgegengesetzter Seite einiges Übergewicht erhält, wieder ausgeglichen wird; soll aber die M. als Inclinatorium (Inclinationsnadel s. Magnetismus) dienen, so muß sie genau in ihrem unmagnetischen Schwerpunkt unterstützt sein. Zu vielen subtilen magnetischen Uutersuchungen dient die Astatische M., bestehend aus zwei M-n von möglichst gleicher Stärke, die so mit einander verbunden an einem Coconfaden aufgehängt sind, daß der Südpol der einen sich unter dem Nordpol der andern befindet. Auf diese Art heben sich die beiden auf die Nadeln wirkenden Richtkräfte des Erdmagnetismus fast völlig auf, u. die geringste Kraft vermag das Paar aus seiner Ruhelage abzulenken. Vgl. auch Compaß u. Magnetismus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 715-716.
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