Ruschtschuk

[467] Ruschtschuk, 1) Liwa im türkischen Ejalet Silistria (Bulgarien); 2) Stadt u. Hauptort darin, liegt an der Mündung des Kara-Lom in die Donau, Giurgewo gegenüber, ist befestigt durch eine mit Thürmen vertheidigte Mauer u. Graben, hat kleines als Citadelle dienendes Schloß, mehre christliche (griechische u. armenische) Kirchen, Synagogen, Bäder, Fabriken in Wollen-, Lein-, Baumwollen- u. Seidenwaaren, Leder u. Tabak u. lebhaften Land- u. Flußhandel; 30,000 Ew., 1/3 Juden u. Armenier. – R. ist als Übergangspunkt über die Donau sehr wichtig. 1810 wurde es von den Russen unter Saß vom 26. Juni an belagert, vertheidigt durch Bosniak Aga, welcher die Stürme am 21. Juli u. 3. Aug. abschlug, aber am 27. Sept. die Festung übergab. Der Versuch der Türken die Festung wieder zu nehmen wurde dadurch vereitelt, daß Kutusow die Türken am 4. Juli 1811 unter den Mauern der Festung schlug. Wenige Tage später jedoch gab Kutusow R. auf u. am 10. Juli besetzten es die Türken wieder. Am 14. Oct. überfielen die Russen das türkische Lager bei R. In Folge des Friedens von Adrianopel, welcher dem Feldzuge 1829 ein Ende machte, mußten die Türken die zu R. gehörenden Befestigungen von Giurgewo schleifen. Bei Ausbruch des Krieges von 1853 zwischen Russen u. Türken, suchten die Türken sich wieder bei Giurgewo festzusetzen, bestanden daher hier einige kleine. Gefechte u. setzten 1854 von R. aus die Truppen aufs linke Donauufer über, welche das Gefecht von Frateschli bestanden. Hier erfolgte am 10. Febr. 1854 ein Angriff der Russen auf die türkische Flotille; am 9. Aug. 1855 Brand des Arsenals durch eine Pulverexplosion.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 467.
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