Bulgarien

[444] Bulgarien (Bulgar-Ili), europäisch türkische Provinz; wird begrenzt im N. durch die Donau, die es von Bessarabien, der Walachei u. den österreichischen Landen trennt, im W. durch Serbien, im S. durch die türkische Provinz Rum-Ili u. im O. durch das Schwarze Meer; durchzogen von W. nach O. von dem Balkangebirge (Hämus), das sich bis zu 3000 Fuß Höhe erhebt, mehrere Zweige nach der Donau sendet u. im Vorgebirge Emineh in das Schwarze Meer abfällt, wodurch das Land eine doppelte Abdachung erhält, nach diesem schneller u. steiler, nach der Donau sanfter; in diesen Richtungen fließen auch die im Ganzen unbedeutenden Flüsse, nach der Donau der Lom, Zibritza, Ogustul, Skitul, Isker, Wid, Osma, Kara-Lom, Taban; nach dem Schwarzen Meere der Kamtschik, Paravadi, Mangalia u. die südliche Mündung der Donau (Kedrille- od. St. Georgmündung); hier sind zugleich einige Seen, unter denen der Küstensee Rasin, der sich durch die Portitzamündung in das Schwarze Meer öffnet, der bedeutendste ist; vom Balkan südwärts fließt aus dieser Provinz die Maritza. Das vorherrschende Gestein gehört zu dem obern Theil der secundären Formationen u. ist hauptsächlich kreidig; die Mineralschätze sind bis jetzt wenig ausgebeutet; nur viel Eisen u. Blei u. etwas Silber wird gewonnen. Das Innere von B. ist wenig bewaldet, das tiefere Land aber mit dichtem Gehölz bewachsen u. am Balkan ziehen sich Wälder bis fast zu den höchsten Gipfeln hinaus. Der gut bewässerte u. von mildem Klima begünstigte Boden macht das Land zu einer der fruchtbarsten Provinzen des Reiches, so daß, obwohl das Land schlecht benutzt wird, doch eine große Menge Getreide, Honig, Wachs, Rindvieh, Schafe, Pferde, Wein, Seide, Flachs, Tabak u. Holz zur Ausfuhr kommt; die Industrie beschränkt sich aus Gewinnung von Naturprodukten, Verfertigung von wollenen Zeugen, Kotzen u. Leinwand. Der nordöstliche Theil, die Dobrudscha (s. d.) genannt, ist der fruchtbarste, aber wegen seines Sumpflandes sehr ungesund. Flächengehalt: 1740 QM. mit nahe an 2 Mill. Einw. von denen 2/3 griechisch orthodoxe Christen sind. Die Bulgaren (s. d.), ein slawischer Volksstamm, der im 7. Jahrhundert eingewandert ist, sind brave Leute, betriebsam, gastfrei aber unruhig u. haben eigene Sprache, s. Bulgarische Sprache. Außer den Bulgaren wohnen hier noch Türken, Juden, Griechen, Serbier u. Armenier; dann Tataren, die starke Pferde- u. Bienenzucht treiben, u. Kosacken, welche unter Peter dem Großen hier einwanderten. Vergl. A. P. Vretos, La Bulgarie ancienne et moderne etc., Petersb. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 444.
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