[460] Die Familie der Polignacʼs wurde am Hofe Ludwigs XVI. vorzüglich begünstigt und bis zur herzoglichen Würde erhoben. Die König in fand in der Gräfin von Polignac – welche mit ihrem Gemahl einige Mahl nach Versailles kam, um eine Verwandtin zu besuchen, die bei der Gräfin von Artois Hofdame war – so viel Uebereinstimmung mit ihrem eigenen Charakter, daß sie einen vertrauten Umgang mit ihr anknüpfte, woraus in der Folge die innigste Freundschaft entstand. Der König verlieh dem Grafen von Polignac den Titel eines Herzogs; und bald darauf ward die Gräfin Gouvernante der königlichen Kinder. Bei dem Volke war sie verhaßt, weil man allgemein glaubte, daß sie die Königin in ihren Unbesonnenheiten bestärkte und zu leichtsinnigen Verschwendungen verleitete. Die Königin, die Herzogin von Polignac und Calonne waren ein gefährliches Kleeblatt für die Staatscasse. Daher wagte es schon Brienne, die übermäßigen Einkünfte der Polignacʼs einzuschränken; aber ungeachtet dieser Aufopferung, die freilich nicht sehr beträchtlich war, fürchtete doch die Königin bei dem Ausbruche der Revolution, ihre Lieblinge der Rache des Volks ausgesetzt zu sehen, und rieth ihnen daher, am 16. Jul. 1789, das Königreich sogleich zu verlassen. Diese Furcht war nicht ungegründet; denn man wußte zuverlässig, daß die Polignacʼs zu der so genannten Cabale gehörten, welche das schändliche Project hatte, Paris aushungern und mit gewaffneter Hand erobern zu lassen. Sie reisten sogleich ab, kamen glücklich über die Gränze, und entgingen dadurch [460] dem Schicksal eines Foulon und Berthier. Graf Artois, der nichs besseres zu erwarten hatte, floh mit ihnen, und machte in der Folge den Herzog von Polignac zu seinem Geschäftsführer am Wiener Hofe. Die Hofhaltung des Grafen erreichte jedoch bald eine traurige Endschaft; die Cassen der Polignacʼs wurden leer; und die ganze Familie, die an Verschwendung und Sinnlichkeit gewöhnt war, kam in sehr dürftige Umstände. In dieser Verlegenheit rief sie die Kaiserin Catharina II. zu sich, und wies ihr ein Stück Land an. Allein die Herzogin von Polignac starb, aus Gram über das unglückliche Schicksal der königlichen Familie und über ihr eigenes Elend, im Anfange des Jahrs 1794 zu Wien; ihr Gemahl aber ist nebst der übrigen Familie seitdem nach Rußland abgegangen.
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