[388] Wilhelm Ludwig Weckhrlin, ein Deutscher satyrischer Schriftsteller der neuern Zeit, war zu Bothnang im Würtembergischen (wo sein Vater anfangs, nachher zu Ober-Eßlingen, Pfarrer war) am 7ten Juli 1739 geboren. Nachdem er zuerst von seinem Vater, sodann auf der Schule zu Stuttgard Unterricht erhalten hatte, begab er sich nach Tübingen, um dort die Rechte zu studiren, ging aber bald als Hofmeister nach Strasburg, und von da nach Paris, wo er durch häufiges Lesen der Voltaireschen und Linguetschen [388] Schriften zum Witz und zur Persiflage, die nachher alle seine Schriften auszeichneten, aber auch durch den Aufenthalt in dieser Stadt zu seiner unsteten Lebensart den Grund legte. Von Paris wandte er sich nach Wien, schrieb hier, ohne sich zu nennen, Zeitungen und witzige Gelegenheitsschriften, und gab in Sprachen Unterricht, besuchte aber, so bald er sich in guten Umständen befand, Gesellschaften von Spielern und schlechten Frauenzimmern. Da er endlich sich selbst als Verfasser der Denkwürdigkeiten von Wien (1777. 8.) – einer witzigen und muthwilligen, mit vielen Anekdoten versehenen Beschreibung dieser Stadt – bekannt machte, zog er sich halbjährigen Arrest und Verweisung zu. Nach einem kurzen Aufenthalte in Regensburg wendete er sich nach Augsburg, wo man ihn als einen Mann von Talenten und als einen guten Gesellschafter sehr schätzte; allein seine Satyre, und besonders ein Pasquill nöthigten ihn, sich auch von hier schnell zu entfernen, und er ließ aus Unwillen gegen Augsburg Anselmus Rabiosus Reise durch Deutschland (Salzburg und Leipzig 1778. 8.) drucken, welche Schrift zwar confiscirt wurde, aber durch diesen Umstand drei Auflagen erlebte. Er lebte nun einige Zeit in Nördlingen, geschätzt, wie anfangs in Augsburg, gab hier in demselben Jahre (1778) eine Zeitung heraus, die er (der jederzeit gleich durch die Titel seiner Schriften sich als Sonderling ankündigte) Felleisen nannte. Sein Betragen, das hier eben so war, wie in Augsburg, zog ihm auch hier Verweisung aus der Stadt zu. Von jetzt an brachte er einige Jahre ruhig zu Baldingen, einem fürstlich Wallersteinischen Dorfe, nahe bei Nordlingen, zu, und schrieb seine Chronologen, die er nach und nach unter dem Titel: Graues Ungeheuer, Hyperboräische Briefe und Paragraphen fortsetzte, in welchen er originelle Ideen über Religion, Geschichte und Staaten mittheilte. Indeß, da er, auch ungereitzt und sogar gegen seine Wohlthäter und Freunde, seiner Satyre freien Lauf ließ, konnte er Nördlingen und seine dortige Verweisung nicht vergessen. Er ließ daher 1788 eine Schrift gegen den Magistrat daselbst in Strasburg drucken, und in einzelnen Packeten durch die Post an die Bürgerschaft in Nordlingen senden. Sie [389] wurde hier öffentlich verbrannt; und der Magistrat daselbst bat den Fürsten von Wallersteln, wegen dieser Schrift Weckhrlinʼen zur Untersuchung zu ziehen. Er wurde daher, aber nur zum Schein, auf das Oberamts-Schloß Hochhaus gebracht, wurde aber hier aufs beste behandelt, und setzte seine schriftstellerischen Arbeiten fort. Als Ansbach 1792 unter Preußens Hoheit kam, gerieth er auf den Gedanken, sich dorthin zu wenden und eine Ansbachische Zeitung zu schreiben, welches ihm auch der Minister Hardenberg, der ihn schätzte, erlaubte. Die Zeitung erschien vom Juli bis October 1792 in 34 Blättern. Allein, da einst in Abwesenheit dieses Ministers einer von Weckhrlins Feinden das Gerücht verbreitete: daß Franzosen im Anzuge wären, und Weckhrlin ihnen die Stadt verrathen habe, entstand ein Auflauf des Pöbels; Weckhrlin erhielt Stubenarrest, und man versiegelte seine Papiere. Aus Gram und Wuth über diese Verhaftung fiel er in eine Krankheit, an der er schon am 24sten November 1792 starb, ungeachtet er jetzt ganz unschuldig gewesen und in seinen Papieren sich nicht das geringste Verdächtige gefunden haben soll. Je mehr sich aus seinen Schriften selbst ergiebt, daß er Talente besaß, und je weniger er, da er nicht unbemittelt war, aus Noth Schriftsteller werden mußte, um so mehr ist es zu bedauern, daß er nicht wenigere und gehaltvollere Schriften lieferte, und überhaupt durch sein zügelloses Leben und Unbesonnenheit sich selbst ins Elend stürzte.
Brockhaus-1809: Johann Ludwig Wilhelm Gleim
Brockhaus-1911: Ludwig Wilhelm I.
DamenConvLex-1834: Maurer, Ludwig Wilhelm
Meyers-1905: Gablenz, Ludwig Karl Wilhelm
Pagel-1901: Thudichum, Ludwig Johann Wilhelm · Schultzen, Karl Ludwig Wilhelm Otto · Mauthner, Ludwig Wilhelm · Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm · Winckel, Ludwig Heinrich Sophus Christian Karl Wilhelm · Winckel, Franz Karl Ludwig Wilhelm von · Heim, Ludwig Heinrich Wilhelm · Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm · Abel, Christian Wilhelm Ludwig · Ludwig, Karl Friedr. Wilhelm · Liersch, Ludwig Wilhelm · Kotelmann, Ludwig Wilhelm