[249] Gablenz, Ludwig Karl Wilhelm, Freiherr von, österreich. Feldzeugmeister, geb. 19. Juli 1814 in Jena, gest. 28. Jan. 1874 in Zürich, war der Sohn des Freiherrn Heinrich Adolf von G. (geb. 1764, gest. 11. Mai 1843 als sächsischer Generalleutnant und Gouverneur von Dresden), diente zuerst in der sächsischen Armee und trat 1833 in österreichische Dienste. 1848 zeichnete er sich als Adjutant Wallmodens in Italien aus und avancierte zum Major im Generalstab. Im Herbst 1848 nach Ungarn kommandiert, hatte er als Generalstabschef des Schlikschen Korps an einer Reihe von Aktionen rühmlichsten Anteil. Von dem Fürsten Felix von Schwarzenberg wurde er 1849 und 1850 mit mehreren diplomatischen Missionen betraut; 185154 war er im Generalstab. 1854 befehligte er als Generalmajor eine Brigade des österreichischen Okkupationsheers in den Donaufürstentümern und wurde Truppenkommandant in Jassy. Im italienischen Krieg 1859 befehligte G. eine Brigade und half in der Schlacht bei Magenta den Rückzug decken; bei Solferino war seine Brigade die letzte, die das Schlachtfeld verließ. Im Januar 1864 rückte er als Feldmarschalleutnant mit dem österreichischen (6.) Armeekorps in Holstein ein, zwang nach den Treffen bei Oberselk und Jagel und nach der Erstürmung des Königsbergs (3. Febr.) die Dänen zur Räumung des Danewerks und rückte nach dem blutigen Treffen bei Översee bis nach Jütland vor, wo er die Dänen nochmals bei Veile (8. März) schlug. Im November 1864 nach Wien zurückgekehrt, wurde G. im September 1865 zum Statthalter von Holstein ernannt und verstand es, sich die Sympathien der Einwohner zu gewinnen. Infolge der zwischen Österreich und Preußen ausgebrochenen Feindseligkeiten räumte G. Holstein 12. Juni 1866 und wurde zur Führung des 10. Armeekorps nach Böhmen geschickt, wo er 27. Juni über den preußischen General Bonin bei Trautenau einen Sieg errang, den einzigen, den die österreichische Armee in diesem Feldzug aufzuweisen hatte, aber am folgenden Tag eine entscheidende Niederlage erlitt. Nach der Schlacht von Königgrätz, an der er teilnahm, wurde er ins preußische Hauptquartier geschickt, um einen Waffenstillstand zu erwirken, was ihm aber nicht gelang. Nach Wien zurückgekehrt, leitete er noch die Verteidigung des Brückenkopfes bei Floridsdorf. 1867 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, zeigte er sich als liberalen, deutsch gesinnten Politiker. Im Juli 1867 wurde er zum kommandierenden General in Kroatien und Slawonien, 1869 in Ungarn und im Juni 1870 zum General der Kavallerie ernannt. Am 16. Juni 1871 nahm er an dem Einzug der Truppen und der Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelms III. zu Berlin teil. Am 28. Nov. 1871 trat er in den Ruhestand. Durch finanzielle Verlegenheiten sowie mißliche Familienverhältnisse nervös überreizt, tötete er sich in Zürich durch einen Pistolenschuß. Er war einer der gebildetsten und tüchtigsten Generale der österreichischen Armee. Vgl. Junck, Aus dem Leben des Generals Ludwig Freiherrn v. G. (2. Aufl., Wien 1874).