Die Republik Genua

[387] *Die Republik Genua (s. Th. II. S. 92. 93. u. S. 459. 60.) hatte ihre aristokratische Regierungsform, nach welcher alle Gewalt, Würden und Einkünfte in den Händen einiger adlichen Familien waren, über 269 Jahre behauptet, als sie am 14. Juni 1797 aufgehoben wurde, und die Republik selbst den Namen Ligurische Republik erhielt. Der Doge abgesetzt, der Adel gänzlich abgeschafft – wurden nun Repräsentanten des Staats eingesetzt; die gesetzgebende Gewalt zween Räthen anvertraut, dem Rath der Jüngern von 80 und dem Rath der Alten von 40 Volksrepräsentanten; und die vollziehende Gewalt einem Directorium von 5 Mitgliedern überlassen. Indessen brachen die in der neuen Republik noch immer fortdauernden Unruhen am 5. Sept. 1797 in einen völligen Aufruhr aus, der zwar durch den General Düphot gedämpft wurde; jedoch herrschte selbst zwischen der gesetzgebenden und der vollziehenden Gewalt Uneinigkeit, in welcher diese am 31. August 1798 über jene siegte. Bei dem Kriegsglücke der Russen und Oestreicher im folgenden Jahre kam die Republik ihrem Ende nahe, da jene beiden Mächte immer weiter in Italien vordrangen, der französische General Joubert am blutigen 15. August 1799 bei Novi, auf ligurischem Gebiete, Schlacht und Leben verlor, und nach den Schlachten bei Savigliano und Genola (am 4. und 5. November 1799) die Franzosen ganz aus Italien vertrieben wurden. Noch blieb aber die Hauptstadt Genua selbst, deren Vertheidigung General Massena am 9. Februar 1800 übernommen hatte, in französischen Händen. Zwar suchten auch die Engländer die Eroberung dieser Stadt zu beschleunigen, und Admiral Keith unternahm am 8. Mai ein Bombardement derselben. Allein Massena setzte seinen Feinden und Belagerern den tapfersten Widerstand entgegen, und nur erst, da die Lebensmittel in der Festung ganz aufgezehrt waren, er selbst an Munition Mangel litt, und die Besatzung[387] durch Krankheiten ganz entkräftet war, sah er sich genöthiget, am 4. Juni 1800 Genua an die Oestreicher zu übergeben. Die 10 Tage darauf erfolgte Schlacht bei Marengo brachte aber Genua von neuem in französische Hände, und die ligurische Republik wurde von neuem gegründet. Nachdem Napoleon am 26. Mai 1805 zum König von Italien gekrönt worden war, beschloß der Senat der ligurischen Republik am folgenden Tage, diese Republik dem französischen Kaiserthume einverleiben zu lassen. Dieser Wunsch wurde am 4. Juni durch eine Deputation des Volks und Senats dem Kaiser vorgetragen, und schon am 9ten die bisherige Republik durch den Minister Champagny als ein Theil des französischen Staats organisiret, von welchem sie die 28ste Militairdivision ausmachen und in drei Departements getheilt sein sollte. Sie behielt noch einige Jahre einen Generalgouverneur, macht aber jetzt mit den Departements Montenotte und Apenninen, welche beide vorher Theile der ligurischen Republik waren, das 107., 108. und 109. Departement von Frankreich aus.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 387-388.
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