[52] Genua (ital. Genova, frz. Gênes), sardin. Stadt u. starke Festung an dem von ihr benannten Busen des Mittelmeeres, amphitheatralisch gelegen und einen herrlichen Anblick gewährend (daher Superba, Magnifica genannt), ist Hauptstadt des sardin. Herzogthums Genua, Sitz der Militär- und Civilbehörden, eines Erzbischofs, hat eine Universität u. andere wissenschaftl. Anstalten, viele prachtvolle Paläste und öffentliche Gebäude, über 100 Kirchen, reich ausgestattete wohlthät. Institute u. 108000 E., die Fabriken in Seide, Sammt, Rosenöl etc. betreiben. G. hat einen trefflichen Hafen mit 2 unvergleichlichen Molos und treibt noch immer beträchtlichen Seehandel, besonders mit Getreide aus dem schwarzen Meere, Oel, Reis, Südfrüchten, Baumwolle, Colonialwaaren und Rohstoffen. Das Herzogthum G., das ehemal. Gebiet der Republik, zwischen dem Mittelmeere, Piemont, Toscana und Parma, ist 110 QM. groß mit 545000 E., gebirgig, schwer zugänglich, nur an Oliven fruchtbar. G., eine Stadt der Ligurer, wurde von den Römern um 222 vor Chr. erobert und theilte die Schicksale Oberitaliens bis nach Karl d. Gr., wo es wie die meisten größeren Städte thatsächlich unabhängig wurde und rasch aufblühte. In dem Kampfe der Ghibellinen u. Welfen stand G. auf Seite der letzteren u. errang den Sieg über das ghibellinische Pisa, seine Nebenbuhlerin; der Handel mit Syrien war schon sehr bedeutend, erlangte jedoch erst seinen Höhepunkt, als G. mit dem Hofe zu Constantinopel (1261) ein Bündniß schloß und so den Handel in das schwarze Meer an sich brachte. Damals gründete G. auf der Krim Kassa oder Feodosia u. zog denjenigen Zweig des indischen Handels, der über Persien u. das kaspische Meer an das schwarze ausmündete, an sich. Mit Venedig kam es zur Handelseifersucht u. zu blutigen Kriegen, die keinen entscheidenden Erfolg hatten, da ohnehin G. seinen Handel durch die Eroberung Konstantinopels durch die Türken, Venedig den seinen durch den neuen Seeweg um das Cap der guten Hoffnung einbüßte, nachdem kurz zuvor (1407) die St. Georgsbank, [52] die erste Zettel- und Depositenbank, gegründet war. Während seiner ganzen glänzenden Periode wurde G. von unaufhörlichen Parteikämpfen bewegt; Guelfen und Ghibellinen, Aristokraten und Demokraten, alter und neuer Adel (man denke an die Doria, Fieschi, Grimaldi, Spinola, Adorni etc.) lagen sich abwechselnd in den Haaren, ein dauernder Zustand stellte sich nie her, auch dann nicht, als 1339 der Doge auf Lebenszeit gewählt wurde, so daß mehr als einmal fremde Mediatoren (Frankreich, Mailand, Neapel) angerufen werden mußten. Zuletzt drohte die Selbstständigkeit der Republik unterzugehen, als die Könige von Frankreich, Ludwig XII. und Franz I., sie persönlich occupirten. Sie wurde durch Andreas Doria mit Hilfe Kaiser Karls V. gerettet und Doria führte zugleich eine aristokrat. Verfassung ein, die sich bis zum Untergange der Republik erhielt. Die souveräne Gewalt übte der kleine und große Rath; letzterer bestand aus der Gesammtheit aller Edelleute, 465 Geschlechtern, entschied über Krieg und Frieden und erwählte den kleinen, die eigentliche Regierung, an deren Spitze der auf 2 Jahre gewählte Doge stand. Der genues. Doge kann nicht beschuldigt werden, daß er seine Gewalt in G. je mißbrauchte, dagegen hatte die Insel Corsica, welche den Pisanern war entrissen worden, um so mehr über das Ausbeutungssystem der herrschenden Handelsstadt zu klagen; sie war beständig unruhig, der Aufstand von 1730 konnte nur mit franz. Hilfe bezwungen werden und G. fand für gut, 1768 die Insel an Frankreich zu verkaufen. G. konnte später seine Neutralität in den Kriegen der Großmächte, wie es schwachen Staaten immer geht, nicht behaupten; 1746 mußte es die Oesterreicher aufnehmen, als es sich im österr. Erbfolgekriege mit Savoyen, Spanien etc. verbunden hatte, ein Volksaufstand jedoch (3. Februar 1747) befreite die Stadt wieder. Die franz. Revolution warf endlich die alte Republik über den Haufen; schon 1797 wurde es zur ligur. Republik umgeschaffen, 1805 aber dem franz. Kaiserreiche einverleibt. Die Engländer nahmen G. 1814 ohne Mühe und proclamirten die alte Verfassung, offenbar in der Absicht, aus G. einen engl. Schutzstaat zu machen, allein der Wiener Congreß schlug G. zu Sardinien, dessen unruhigste Stadt es seitdem gewesen. Nach der Niederlage des sardin. Heeres bei Novara 1849 revolutionirte G. förmlich u. erklärte sich am 2. April als unabhängig, wurde zwar am 4. von General della Marmora nach geringem Widerstande unterworfen, ist aber jetzt noch ein Hauptheerd der mazzin. Umtriebe.
Brockhaus-1809: Die Republik Genua · Genua (Interims-Nachtrag) · Die Republik Genua
Brockhaus-1911: Genua [2] · Genua
Heiligenlexikon-1858: Leo de Genua (47) · Innocentius de Genua (19)
Herder-1854: Flectamus genua!
Meyers-1905: Genŭa [2] · Genua, Herzog von · Genŭa [1] · Flectāmus genŭa! · Genua Cord
Pierer-1857: Genua [2] · Genua [3] · Genŭa Ursōrum · Genua [1]