Genua [2]

[167] Genua (Gesch.). G., schon in den ältesten Zeiten mit diesem Namen genannt, war, im innersten Winkel des Ligurischen Meerbusens liegend, der Haupthandelsplatz der Ligurer, welche hierher die Producte ihres Landes, Schlachtvieh, Häute, Honig, Bauholz, brachten u. dafür Öl, Wein etc. eintauschten. Da indeß der Hafen unsicher war, so konnte sich G., ungeachtet des Handels, doch nicht zu gleicher Höhe mit den anderen italienischen Städten erheben. Die Römer besaßen G. schon seit dem zweiten Punischen Kriege; denn hier zog P. Scipio zu Anfang dieses Krieges die Padusarmee zusammen, um Hannibal den Einfall in Italien zu verwehren. 205 v. Chr. wurde G. von den Puniern unter Mago genommen u. zerstört, aber 202 von S. Lucretius wieder aufgebaut u. wurde Municipalstadt. 117 v. Chr. waren die Genuesen mit ihren Nachbarn in einen Streit gerathen, welchen der römische Senat durch zwei Commissarien ausgleichen ließ. Ihre Entscheidung wurde auf eine Erztafel gegraben, u. diese Tafel, 1506 wieder aufgefunden, wird jetzt in Palazzo dei Padri delle Commune aufbewahrt. Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches kam G. stets an die Besitzer von Oberitalien, daher nach einander an die Heruler, Ostgothen, Byzantiner u. Longobarden, welche Letztere es 670 zerstörten, aber wieder aufbauten u. dort Grafen einsetzten; 774 kam es an die Franken u. heißt seitdem gewöhnlich Janua.

Einer der Grafen, Ademar, vertrieb 801 die Sarazenen aus Corsica u. nahm diese Insel für G. in Besitz; die Verwirrung Italiens, nach der Absetzung der Karolinger 887, benutzte G., sich als Republik zu erklären; es wurde jetzt durch Consuln regiert u., ungeachtet es 935 von den Sarazenen zerstört worden war, nach u. nach sehr mächtig, daß König Berengar von Italien 958 die Republik förmlich anerkannte. 1015 half G. den Pisanern die Sarazenen aus Sardinien vertreiben. Von großer Bedeutung für G. war, daß in den Kreuzzügen genuesische Schiffe Heere der Kreuzfahrer nach dem Gelobten Lande führten; 1100 stellten die Genuesen 24 Schiffe, welche dem König Balduin von Jerusalem große Dienste leisteten u. für sich Kassa in der Krim eroberten. Von dort brachten sie Levantinische Waaren mit nach Italien u. versorgten ganz Europa damit. So kam der Levantinische Handel in die Hände G-s. Inzwischen hatten die Genuesen Krieg mit den Pisanern geführt, weil diese 1070 Corsica an sich gerissen hatten; erst 1132 wurde dieser Krieg durch den Papst zu ihren Gunsten geendigt. In diesem Jahre wurde auch das Erzbisthum in G. errichtet. 1145 führten die Genueser mit den Sarazenen Krieg, welche Minorca u. die Küsten von Spanien besetzt hatten; im Bunde mit König Alfons VII. von Castilien eroberten sie Almeria u. Tortosa. 1155 versuchte Kaiser Friedrich I. G. sich zinsbar zu machen, doch mußte er diesen Versuch vor der nachdrücklichen Demonstration der Genuesen aufgeben; erst 1158, da Friedrich wiederkam u. die Genueser ihre Stadt noch nicht ganz befestigt hatten, erkauften sie um 1200 Mark Silber ihre Ruhe. Sie wurden seitdem mit dem Kaiser befreundet u. versprachen seinen Eroberungsplan von Sicilien zu unterstützen. 1162 neuer Krieg mit Pisa; als dieser 1164 geendigt war, brach er 1165 wieder wegen Sardinien aus u. wurde erst 1175 durch Vermittelung des Kaisers geschlossen, nach dem die Genuesen die Provinzen Cagliari u. Oristagni auf Sardinien erhalten hatten. 1190 wurde statt der Consuln ein Podesta eingesetzt, der ein Fremder sein mußte, um die Parteiungen unter den Bürgern desto kräftiger zu unterdrücken. Zwar wurden schon 1191 wieder Consuln gewählt; aber erneute Unruhen nöthigten sie 1194 abzudanken; abermals wurde ein fremder Podesta berufen, welcher die Ruhe herstellte. 1194 zogen die Genueser dem Kaiser Heinrich VI. nach Sicilien zu Hülfe; aus ihren dortigen Besitzungen suchten di-Pisaner, welche Theil an dem Zuge genommen hatten, sie zu verdrängen, u. 1204 brach der Krieg in Sicilien mit den Pisanern wieder aus, in dem sie 1210 Syrakus eroberten. Damals entstand bei den Genuesen auch mit Venedig Krieg, der bis 1218 ohne erhebliche Ereignisse dauerte. Unter dem Podesta Lazzaro Ghirardin von Lucca eroberten sie 1227 Albenga u. Savona; 1229 verloren sie Nizza an den Grafen Berengar IV. von Provence, eroberten aber 1230 von den Alessandrinern die Stadt Capriata. 1234 halfen sie den Sarazenen die Kreuzfahrer aus Ceuta vertreiben. Da Kaiser Friedrich II. 1238 Anerkennung als Lehnsherr von G. verlangte, wiesen sie das Anerbieten zurück u. verbanden sich mit dem Papst.

Durch die spätere Verbindung mit dem deutschen Kaiser traten in G. die Parteien der Guelfen u. Ghibellinen hervor; an der Spitze der Ersteren standen die Doria u. Spinola, an der Spitze der Letzteren die Grimaldi u. Fieschi u. bald war die eine, bald die andere Partei die herrschende. Als 1241 die herrschende Partei der Guelfen dem Papst Gregor IX. die genuesische Flotte lieh, um die Geistlichen von Nizza zum Concil nach Rom zu holen, wurde dieselbe von der kaiserlichen u. pisanischen Flotte gänzlich vernichtet. 1243 wollte der Kaiser G. angreifen, doch blieb G., im Bunde mit Lucca u. Florenz, frei. 1257 machte das Volk einen Aufstand gegen den Adel, welcher die ganze Verwaltung u. Regierung allein in den Händen hatte. Die Unzufriedenen wählten den Guilielmo Boccanegra auf zehn Jahre zum Capitano del popolo u. gaben ihm zur Seite einen Rath von 32 Personen aus dem Volke; der Podesta mußte dem Capitano den Gehorsamseid leisten. In dieser Zeit erlitt G. bei St. Jean d'Acre, das es gemeinschaftlich mit Pisa u. Venedig besaß u. wo ein Streit zwischen einigen[167] Kaufleuten ausgebrochen war, 24. Juni 1258 eine große Niederlage durch die Venetianer, in welcher die genuesische Flotte vernichtet u. die genuesischen Häuser u. Magazine in Acre zerstört wurden. Zwar vermittelte der Papst einen Frieden, aber G. dachte auf Rache. Zunächst machte der Adel in G. eine Contrerevolution, in deren Folge der Capitano del popolo ab- u. der Podesta wieder in seine alten Rechte eingesetzt wurde. Dadurch, daß die Genuesen sich 1261 mit dem griechischen Kaiser Michael Paläologus verbanden u. ihm zur Wiedererlangung Constantinopels eine Flotte stellten, wofür sie Pera eingeräumt, Zollfreiheit in allen byzantinischen Ländern u. freie Schifffahrt im Schwarzen Meere erhielten, kamen sie in Krieg mit den Venetianern, der erst 1270 geendigt wurde (s. Venedig). Jetzt begannen die Bürgerkriege wieder, die Doria u. Spinola erhoben sich mit Macht gegen die Guelfen u. nöthigten den Podesta zum Abdanken, u. nun wurden Oberto Spinola u. Corrado Doria als Capitani der genuesischen Freiheit mit unumschränkter Gewalt gewählt. Die vertriebenen Grimaldi u. Fieschi riefen 1272 König Karl von Sicilien um Hülfe an, u. erst nach vierjährigem verheerenden Kriege wurde 1276 Friede gemacht, in Folge dessen die Guelfen nach G. zurückkehren durften. Seit 1277 war der Krieg mit Pisa wieder ausgebrochen; 6. August 1288 schlugen die Genueser die pisanische Flotte bei Porto Venere, nahmen 1290 Elba ein, zerstörten den Seehafen von Pisa u. führten die Hafenkette als Trophäen nach G. Dadurch demüthigte G. seine gefährlichste Nebenbuhlerin im Toscanischen Meere. Mit der Rückkehr der Guelfen hatten auch die Parteiungen in G. wieder begonnen, u. um dem Murren der Guelfenpartei über die lange Dauer der Regierung der beiden Capitani ein Ende zu machen, legten 1291 Oberto u. Corrado nieder, u. es wurde beschlossen, daß hinfort ein Capitano gewählt, dessen Rath zur Hälfte aus dem Volke u. dazu ein auswärtiger Podesta gewählt werden sollte, welcher dem Capitano untergeordnet sein sollte. Während G. wieder 1293–1299 einen Krieg mit Venedig führte, in welchem die Genuesen meist glücklich waren (s. Venedig), begannen die inneren Kämpfe wieder, wobei die Guelfen wieder aus G. fliehen mußten; die Verfassung wurde wieder gestürzt, indem Corrado Doria u. Corrado Spinola, Obertos Sohn, zu unumschränkten Capitani del popolo gewählt wurden. Die Spinola wurden aber dem Volke bald verdächtig, u. ein großer Theil verband sich 1306 mit den Guelfen, um jene zu stürzen; doch siegten die Spinola u. vertrieben ihre Feinde aus. G., Obizzo Spinola wurde alleiniger Capitano, u. beigegeben wurde ihm Barnaba Doria, auch ließ man zum Schein den Podesta. 1307 kehrten die Guelfen zurück, wurden aber 1809 von Neuem vertrieben, Barnaba Doria abgesetzt u. Obizzo erhob sich zum einzigen Oberhaupte der Republik. 1310 rückte Doria mit einem Heere gegen G., Obizzo zog ihm entgegen, wurde aber am 10. Juni zurückgeschlagen, u. die nun in G. einrückenden Guelfen vertrieben die Anhänger Spinolas. Bis zum 1. Juli wurde ein Rath von 10 Männern als Regentschaft niedergesetzt, dann wurde die Regierung einem Rath von 12 Personen, halb aus dem Volke, halb aus dem Adel, anvertraut. 1311 kam Kaiser Heinrich VII. nach G. u. versöhnte die Parteien, wofür ihm die Regierung über G. auf 20 Jahre übertragen wurde. Aber nach seinem Tode (1313) begannen die Parteikämpfe wieder; 1314 wurde ein Rath von 24 gewählt u. an ihre Spitze ein Podesta gestellt; 1317 aber, wo die Ghibellinen die Oberhand errungen hatten, wurden Carlo Fieschi u. Gaspard Grimaldi zu Capitani del popolo gewählt. Die Spinola u. Doria, die sich wieder vereinigt hatten, belagerten G. am 25. März 1318. Die Belagerten riefen den König Robert von Neapel zu Hülfe u. machten ihn auf 16 Jahre zum Staatsoberhaupt; diesen zwang am 24. Februar 1319 durch einen Ausfall die Belagerer zur Aufhebung der Belagerung. Aber am 27. Juni begann die Belagerung zu Wasser u. zu Lande von Neuem, u. erst 17. Februar 1322 wurden die Belagerer wieder zur Flucht genöthigt; 1324 wurde dem König Robert die Regierung auf noch sechs Jahre übertragen, u. dieser versöhnte 1331 die Parteien, die nun einen königlichen Vicarius annahmen. Aber 1335 vertrieben die Ghibellinen den Vicar u. den größten Theil der Guelfen u. wählten wieder zwei Capitani, Anfangs auf zwei, dann auf drei Jahre.

Im Jahr 1339 brach ein neuer Aufstand über die Wahl des Abate del popolo aus, denn die Capitani hatten in das Recht des Volkes, welches sonst den Abate gewählt hatte, eingegriffen u. denselben jetzt selbst gewählt. Man kam dahin überein, statt eines Abate einen Dogen zu wählen, welchem dann ein Rath beigegeben wurde. Der erste Doge war Simon Boccanegra; die Guelfen wurden von der Regierung ganz ausgeschlossen auch einige der Spinola u. Doria aus G. vertrieben. 1341 kam die Markgrafschaft Final an G., indem der Markgraf, Georg von Cavretto, einen Einfall in das Gebiet G-s gemacht hatte u. gefangen worden war. 1344 legte Simon das Dogat nieder u. Giovanni von Murta wurde zum Dogen gewählt, u. 1345 versöhnte Luchin Visconti die Parteien. Murta st. 1350, ihm folgte als Doge Giovanni Valenti. Ein 1350 zwischen G. u. Venedig, wegen der Schifffahrt auf dem Schwarzen. Meere, ausgebrochener Krieg war sehr unglücklich für die Genuesen (s. Venedig), sie suchten Hülfe in Mailand u. wählten 1353 den Erzbischof u. Herrn von Mailand, Giovanni Visconti, zum Dogen, u. dieser nahm durch den Marquis Wilhelm von Palavicini förmlichen Besitz von G.; Palavicini blieb Gouverneur. 1355 wurde Friede mit Venedig geschlossen u. Tripoli erobert, welches sie um 50,000 Golddublonen an einen Araber verkauften. 1356 vertrieben die Genuesen die Leute Viscontis u. wählten Simon Boccanegra, der bisher in Pisa gelebt hatte, wieder zum Dogen. 1363 folgte auf ihn Gabriel Adorni, ein Plebejer, dieser wurde 1371 abgesetzt u. Dominico Fregose gewählt, unter dem 1373 die Genuesen Cypern (s.d. [Gesch.]), dessen König den Venetianern geholfen hatte, eroberten. 1377 brach wieder Krieg mit Venedig aus, über die Insel Tenedos, in welchem Genua glücklich war (s. Venedig), der Friede wurde 1381 geschlossen; in ihm entsagten G. u. Venedig dem Handel an den Mündungen des Don. 1378 wurde Fregose abgesetzt u. mit seinem Bruder Pietro ins Gefängniß geworfen. Der neue Doge Niccola Guarco mußte 1983 bei einem Volkaausstand fliehen u. Leonardo Montaldo[168] wurde gewählt, dieser st. schon 1384 u. nun folgte Antonio Adorni, welcher wegen seines Stolzes mehrere Verschwörungen gegen sich hervorrief; 1390 verließ er deshalb unter dem Vorwand, eine Reise zu machen, G. u. zog sich nach Savona zurück. 1391 kehrte er nach G. zurück u. nöthigte den nach ihm gewählten Dogen, Jacopo Fregose, Sohn von Dominico, das Dogat ihm wieder zu übergeben. Eine neue Verschwörung nöthigte ihn 1392 wieder zur Flucht; sein Nachfolger, Antonio Montaldo, das Haupt jener Verschwörung, mußte 1393 ebenfalls fliehen. Unter Francesco Giustiniano kam Adorne wieder an der Spitze eines Heeres, dasselbe wurde aber von Montaldo zurückgeschlagen u. dieser wurde wieder Doge. 1394 entfloh er von Neuem vor den Anschlägen seiner Feinde, u. Niccola Zoaglio wurde sein Nachfolger, dieser konnte sich eben so wenig halten, als Antonio Guarco u. Adorne wurde zum vierten Male gewählt. Müde der ununterbrochenen Aufstände schlug Adorne 1396 den Genuesen vor, sich dem König Karl VI. von Frankreich zu unterwerfen. Dieser nahm es an, am 25. October wurden die Bedingungen der Unterwerfung unter Frankreich festgestellt, die Dogen wurden abgeschafft u. Adorne blieb Regent, bis. der französische Statthalter 1397 ankam.

Dieser Statthalter, Valeran de Luxembourg, Graf von St. Paul, ging, von der Pest vertrieben, bald nach Frankreich zurück u. der Bischof von Meaux führte einstweilen die Regierung, reiste aber, da 1398 die Kämpfe zwischen Ghibellinen u. Guelfen wieder furchtbar begannen, nach Frankreich zurück. Der neue Statthalter, Calville, verließ 1400 in Folge eines Aufstandes G. auch, u. die Genuesen wählten den Battista Boccanegra als Commandanten der französischen Besatzung. Der König erkannte aber diesen nicht an, sondern schickte 1401 den Marschall Jean le Maigre de Boucicaut als Gouverneur nach G., der endlich durch große Strenge die Ruhe herstellte. Dann ging er nach Cypern, um Famagusta zu befreien, verlor aber nachher bei Beirut ein Treffen gegen die Venetianer. 1407 gab der Senat der Bank die Form, welche sie bis zu ihrer Auflösung hatte u. durch welche sie zu der bedeutendsten in Europa wurde. 1407 eroberte G. auch Sarzane. Während Boucicaut 1409 dem Herzog Johann Maria Visconti von Mailand zu Hülfe zog, machten die Genuesen einen Aufstand unter Facin Cane u. dem Markgrafen Theodor von Montferrat. Bei Annäherung des französischen Heeres verbanden sich die Guelfen u. Ghibellinen, ermordeten am 3. September alle Franzosen u. wählten einen Senat von 12 Personen, halb aus Guelfen u. halb aus Ghibellinen bestehend, an der Spitze stand der Markgraf von Montfort als Generalcapitän (Capitano generale). Boucicaut machte vergebens Versuche, sich G-s wieder zu bemächtigen.

Aber auch der Markgraf wurde 1413 wieder abgesetzt u. Giorgio Adorne, ein reicher Genuese, zum Dogen gewählt; er schaffte auf kurze Zeit Ruhe, aber am 9. December 1414 brach unter Battista Montaldo, unterstützt von den Spinola, ein Aufstand aus, der bis zum 9. März 1415 dauerte; darauf dankte Giorgio ab u. Barnaba de Goano wurde wieder zum Dogen erwählt. Nach Kurzem folgte ihm Tommaso Fregose, unter welchem 1420 König Alfons von Aragonien vergebens einen Angriff auf Corsica versuchte. 1421 ließ der Herzog Philipp Maria Visconti von Mailand G. durch seinen Feldherrn Francesco de Carmagnola erobern, verzichtete dann auf die herzogliche Würde u. erhielt von G. auf Lebzeiten Sarzana. Dadurch, daß er die Genuesen immer zu Kriegen gebrauchte, stellte er auf einige Zeit Ruhe her. Als 1435 sich Gaeta den Genuesen unterwarf, kam es zum Krieg mit König Alfons von Aragonien, den die Genuesen am 5. August bei Ponza schlugen u. gefangen nahmen. Da aber die Genuesen dadurch, daß der Herzog den gefangenen König frei ließ, alle Früchte ihres Sieges verloren, empörten sie sich gegen den Herzog, tödteten seinen Statthalter, trieben die Mailänder aus G. u. wählten wieder einen Dogen, Isnard Guarco, den aber nach 7 Tagen Tommaso Fregose, der vorige Doge, wieder stürzet. Diesen ließ Giovanni Antonio Fieschi, welcher 1441 aus Unzufriedenheit nach Mailand geflohen war, bei seiner Rückkehr 1442 fangen u. absetzen u. 1443 wurde Rafaello Adorne Doge, den 1646 sein ehrgeiziger Neffe Barnaba Adorne stürzte, der aber bald ab- u. durch Giovanni Fregose ersetzt wurde; nach dessen Tode 1448 folgte Luigi Fregose, dieser wurde 1450 abgesetzt u. Pietro Fregose gewählt. Unter ihm eroberten die Türken Constantinopel; die Genuesen hatten den byzantinischen Kaiser kräftig unterstützt u. unter Giovanni Giustiniani heldenmüthig gegen die Türken gefochten.

Durch den Sturz des Byzantinischen Reichs begann auch der Einfluß der Genuesen im Orient zu wanken u. bis 1474 hatten sie alle ihre Besitzungen am Schwarzen Meere verloren. Im Innern dauerten die Parteikämpfe unterdessen fort bes. erregten die Adorni, mit dem König Alfons von Aragonien verbunden, Aufstände gegen den Dogen Pietro Fregose; daher rieth dieser seinen Landsleuten sich dem König Karl VII. von Frankreich zu unterwerfen. Dieß geschah, u. am 11. Mai 1458 nahm der als Statthalter nach G. geschickte Herzog Johann von Lothringen die Stadt für Frankreich in Besitz. Aber nicht allein die Adorni waren dagegen u. zogen heran, um mit dem Könige von Aragonien die Franzosen zu belagern (die Belagerung wurde in Folge des verwundeten Königs Alfons von Aragonien aufgehoben), sondern auch Pietro Fregose selbst, unterstützt vom Könige Ferdinand v. Neapel, erhob sich 1459 gegen Johann von Lothringen, u. schon hatte er die Mauer überstiegen, als er, von den Seinigen verlassen, fiel. Als der Herzog 1461 einen Zug gegen Neapel machte u. Louis Vallier als Stellvertreter in G. zurückließ, verbanden sich die Adorni u. Fregosi, wählten Prosper Adorne zum Dogen u. empörten sich gegen die Franzosen, die sich einige Zeit in der Citadelle hielten, aber da ihr Entsatzheer unter René von Anjou geschlagen worden war, die Flucht ergriffen. Der Erzbischof Paolo Fregose, der den Aufstand angeregt hatte, ließ nun seinen Vetter Spineta Fregose, dann Luigi Fregose u. 1463 sich selbst zum. Dogen wählen u. vereinigte so Erzbisthum u. Dogat in einer Person. 1464 trat Ludwig XI. von Frankreich sein Recht auf G. an den Herzog Franz von Mailand ab; dieser eilte herzu u. eroberte, unterstützt von den genuesischen Großen, bald die ganze Küste, endlich[169] G. selbst. Der Doge floh u. der Herzog wurde 1468 als Herr von G. ausgerufen. Er u. sein Sohn Galeazzo Maria hielten Ruhe in G., aber nach des Letztern Tode 1477 fielen die Genuesen von Mailand ab u. wählten 8 Capitani; eine mailändische Armee, unter Prosper Adorne, brachte sie wieder zur Unterwürfigkeit, u. Prosper Adorne wurde Statthalter; da aber dessen Treue der Herzogin-Regentin verdächtig ward, so wurde er 1478 durch den Bischof von Como ersetzt. Gegen diesen erhob sich das Volk, u. da die Herzogin auch mit Gewalt nichts gegen die Empörer ausrichten konnte, so machte sie den Giovanni Battista Fregose zum Statthalter, der sich aber Doge nennen ließ. Die Ruhe wurde so auf kurze Zeit hergestellt, bis der Cardinal Paolo Fregose, der Oheim des Dogen, 1483 eine Verschwörung gegen denselben machte u. ihn stürzte. Battista ging nach Frejus ins Exil u. Paolo wurde nun wieder Doge. Als 1487 die Florentiner Sarzane nahmen, ergaben sich die Genuesen, auf den Rath des Dogen, von Neuem dem Herzog von Mailand, u. als die Franzosen 1499 Mailand erhielten, kam auch G. an sie. Aber 1506 machte das Volk eine Empörung gegen die Franzosen u. den von denselben begünstigten Adel; da der Statthalter Philipp von Ravestein das Volk siegen sah, verließ er den 26 Oct. die Stadt, aus welcher der Adel schon geflohen war. Das Volk riß nun das französische Banner ab, pflanzte das Reichsbanner auf u. wählte Paolo von Novi, einen Seidenfärber, zum Dogen u. gab ihm 8 Tribunen zur Seite. Da aber König Ludwig XII. heran zog, floh das Volk u. seine Repräsentanten, u. der König hielt am 29. April 1507 seinen Einzug in G.; er ließ 79 Bürger hinrichten u. dazu den Dogen, legte der Stadt eine große Kriegssteuer auf, vernichtete ihre Privilegien, baute eine Citadelle, um die Stadt im Zaum zu halten, u. ließ Rudolf von Lannoi als Statthalter zurück. Gegen diesen brach 1512 eine Verschwörung aus; aber der neugewählte Doge, Giovanni Fregose, mußte 1513 vor den Franzosen fliehen; bald kehrte er zurück u. belagerte G. zur See, während Ottaviano Fregose zu Lande die Stadt angriff u. eroberte. Er wurde nun Doge u. vertrieb die Franzosen aus G.; 1515 erkannte ihn Franz I. als seinen Statthalter an. Er blieb nun Frankreich treu u. stand in dem Kriege Frankreichs gegen die Ligue von Venedig auf französischer Seite, bis 1522 G. von den Kaiserlichen unter dem Marquis von Pescara u. Prospero Colonna genommen u. geplündert wurde; der Doge wurde gefangen u. st. im Kerker. G. verband sich nun 1523 mit dem Kaiser; Antonio Adorne wurde Doge. 1527 belagerten die Franzosen, unter Peter von Navarra zu Lande u. Andrea Doria zu Wasser, G. u. nahmen es ein; so kam G. wieder an Frankreich. Da aber Franz durch Räumung u. Befestigung des Hafens von Savona G. zu Grunde richtete, führte deshalb Andrea Doria, auch persönlich zurückgesetzt, Klage darüber bei dem Könige, u. als er kein Gehör bei ihm fand, trat er aus französischen Diensten in die des Kaisers Karl V., der ihm die Anerkennung G-s als unabhängigen Freistaat zugesichert hatte überfiel G. mit 13 Galeeren, vertrieb die Franzosen u. gab G. 1528 eine neue Verfassung, nach welcher an der Spitze ein Doge stand, ihm zur Seite ein Rath von 12 Governatoren u. 8 Procuratoren.

Diese neue Verfassung bestand mit einiger im J. 1574 gemachten Abänderung bis zur Verwandelung der Republik G. in die Ligurische 1796; sie wurde unter Andreas Doria durch das Collegium der 12 Riformatori, die schon damals eingesetzt waren, gegeben u. bestimmte: der Unterschied zwischem altem (eigentlichem) u. neuem Adel (einflußreichen u. wichtigen Familien aus dem Popolo, die eine Rolle in den Staatsangelegenheiten gespielt) hört auf, alle adliche Familien bilden eine Gesammtheit des genuesischen Adels; jede, welche 6 bewohnte Häuser in G. besitzt, bildet ein Albergo od. Casato (Adelszeche), an welche sich die andern, die weniger Grundbesitz haben, anschließen; nur die Adorni u. Fregosi lösen sich aus u. schließen sich an andere Albergi an. Man sah bes. darauf, daß Glieder der verschiedenen politischen Factionen in verschiedene Albergi vertheilt wurden, damit bes. das Parteiinteresse zwischen guelfischen u. ghibellinischen Familien zerstört würde. So bildete der ganze genuesische Adel 28 Casati od. Albergi: Doria, Calvi, Catani (Cattanei), Centurioni, Cibo (Cybo), Cicada, Fieschi, Franchi, Fornari, Gentili, Grimaldi, Grilli, Giustiniani, Imperiali, Interiani, Lercari, Lamellini Marini, Negri, Negroni, Palavicini, Pinelli, Promontori, Spinola, Salvaghi (Salvaggi), Sauli, Vivaldi u. Ususmari. Aus diesen 28 Albergi wurde durch den Rath von Vierhundert alle Staatsbeamten gewählt. Des Popolo minuto war in dieser Verfassung nicht gedacht, er bildete die Regierten u. konnte nicht Theil an den Staatsämtern nehmen, aber wohl durch Bildung u. Beweise von Patriotismus in die Albergi aufgenommen werden Andrea Doria selbst begnügte sich mit dem Censoramte, beherrschte aber durch sein Ansehen Dogen u. Rath. Er schaffte u. hielt lange Ruhe, aber den Factionsgeist konnte er nicht bannen. Nahrung fand derselbe in der Vorliebe des alternden Andrea für seinen stolzen herrschsüchtigen Neffen Giannettino Doria, von dem man fürchtete, daß er mit Andrea's Reichthümern auch dessen Gewalt erben würde. Unerträglich war dieß bes. dem jungen genuesischen Patricier Giovanni Luigi Fieschi, Grafen von Lavagna. Dieser machte gegen die Doria eine Verschwörung (Verschwörung des Fiesco), verband sich mit dem französischen Gesandten in Rom u. dem Herzog von Parma, Pietro Luigi Farnese, gewann das Volk durch Freigebigkeit, Leutseligkeit u. durch Beschäftigung der damals sehr herabgekommenen Seidenweber u. täuschte durch fortwährende Freundlichkeit selbst den alten, von den Spaniern vor Fiesco gewarnten Doria. Mit seinen drei Freunden Calcagno, Verrina u. Sacco machte er den Plan, den 4. Jan. 1547 ein Gastmahl zu geben u. dabei die Doria zu ermorden. Andrea wurde durch Krankheit, Giannettino durch Geschäfte außerhalb der Stadt am Erscheinen verhindert, daher wurde die That schon in der Nacht des 1. auf den 2. Jan. ausgeführt. Fiesco brachte seine Galeeren u. parmesanischen Söldner unter dem Vorwand, er wollte sie zu einem Zuge gegen die Türken brauchen, in Hafen u. Stadt, lud die ihm ergebenen Bürger zu einem Schmauß u. Schauspiel in seinen Palast, machte dann die Versammelten mit dem Plane bekannt, u. so eilten die Verschwornen nach dem Palast der Doria. Giannettino durch den Lärmen in der Stadt erschreckt, ging allein nach dem Hafen u. wurde vor dem Thore[170] niedergestoßen, Andrea rettete sich durch die Flucht; durch die Stadt erscholl der Ruf: Fiesco u. Freiheit! Die Umwälzung schien gelungen, aber am Morgen wurde Fiesco vermißt. Er war beim Übergang auf eine Galeere ins Meer gestürzt u. ertrunken. Die Verschwornen unterwarfen sich nun, Andrea kehrte am Abende zurück u. er behielt seinen Einfluß bis an seinen Tod 1560. Während seines Einflusses hatten folgende Dogen regiert: Oberto Cataneo bis 1530, Battista Spinola bis 1532, Battista Lomellini bis 1534, Christofero Grimaldi Rossi bis 1536, Giovanni Battista Doria bis 1538, Andrea Giustiniani bis 1540, Leonardo Cattaneo bis 1542, Andrea Centurione bis 1544, Giovanni Battista Fornari bis 1546, Bened. Gentilebis 1548, Gaspard Grimaldi bis 1550, Luca Spinola bis 1552, Jacopo Promontorio bis 1554, unter dem der Krieg mit Frankreich u. den Türken, die sich Corsicas bemächtigt hatten, ausbrach u. Anfangs glücklich, später unglücklich geführt wurde, bis er 1559 unter dem Dogen Geronimo Vivaldi, dem Nachfolger von Agostino Pinello (bis 1556) u. Pietro Giov. Ciarego Cibo (1558), endigte, wo die Genuesen Corsica im Frieden von Cambrai zurück erhielten. Unter dem Dogat des Giov. Batt. Lercari, dessen Vorgänger Paolo Batt. Calvo (bis 1560) u. Batt. Cicala Zoaglia (bis 1561) waren, entstand 1564 ein neuer Aufstand auf Corsica, der 1566 unter dem Dogen Ottaviano Oderico durch Ermordung des Anführers unterdrückt wurde; doch stellte sich Alfons von Ornano wieder an die Spitze, gegen ihn schickte der Doge Simon Spinola den Giorgio Doria, der 1569 die Corsen unterwarf. Im Dogat folgte 1569 Paolo Moneglia Giustiniani, 1571 Giannotto Lomellini, 1573 Jacopo Durazzo Grimaldi, 1575 Prosper Fatinanti Centurione. Unter Letzterm brachen Kämpfe zwischen dem alten u. jungen Adel aus; nur durch Spaniens Vermittelung wurden 1575 die Unruhen gedämpft.

In Folge dieser Unruhen änderte sich Einiges in der genuesischen Verfassung. Nachdem sich nämlich 1547 der alte Adel einige Prärogative erzwungen hatte, wurde er auf Antrieb Matteos Senarega, eines Neuadligen, 1576 derselben wieder beraubt u. nun für immer der Unterschied zwischen altem u. neuem Adel aufgehoben, dann bestimmt, daß der Adel auch ferner einzelnen Würdigen ertheilt werden könnte; auch wurde eine Behörde eingesetzt, welche dafür zu sorgen hatte, daß der alte u. neue Adel durch gegenseitige Heirathen verwandt u. sich genähert würde; alle Beamten wurden der Rechenschaft unterworfen u. das Tragen der Waffen verboten; dem Adel blieb, wie bisher, das Recht Großhandel zu treiben, Seiden- u. Tuchmanufacturen zu besitzen, höhere Notariatsfunctionen u. Banquiergeschäfte zu betreiben u. Schiffe zu führen; offene Buden zu haben u. Handwerke zu treiben blieb blos dem Populo minuto, dem jetzt auch die Theilnahme an einzelnen Stellen in der öffentlichen Verwaltung gestattet wurde. Die Beamteten u. Ämter der Republik waren von da an: a) der Doge, der an der Spitze der Verwaltung stand u. Repräsentant der Republik war, er mußte wenigstens 50 Jahr alt sein u. wurde auf zwei Jahre gewählt, er wohnte in dem Staatspalast u. mit ihm zwei Senatoren aus der Signoria, die alle vier Monate abwechselten u. in deren Gegenwart er nur Audienzen ertheilen u. Briefe erbrechen durfte. Wenn der Doge nach zwei Jahren niederlegte, trat er in das Collegio dei procuratori (s. unt.), dessen lebenslanges Mitglied er blieb. Zum Dogen konnte er erst nach fünf (nach Andern nach zwölf) Jahren wieder gewählt werden. b) Die Signoria (Senat), bestehend aus zwölf Signori od. Governatori, zu ihrer Wahlfähigkeit gehörte ein vierzigjähriges Lebensalter; sie blieben auch zwei Jahre im Amt, standen dem Dogen bald helfend, bald beschränkend zur Seite u. hatten die oberste Gewalt in Staatsangelegenheiten; zwei machten die immerwährende Umgebung des Dogen aus (s. oben). c) Das Collegio dei procuratori del commune (Kammer), aus acht Procuratori bestehend, auch diese mußten wenigstens 40 Jahre alt sein u. behielten ihr Amt zwei Jahre; das Collegium, unter Vorsitz des Dogen, leitete bes. die innere Verwaltung u. die Finanzen. Die beiden Räthe bildeten zusammen die Collegi, welche täglich Sitzungen hielten u. wichtige innere u. äußere Staatsangelegenheiten prüften, aber nur in solchen Sachen beschlossen, welche in ihre Departements gehörten, die andern übergaben sie zum Beschluß darüber d) dem Consigliominore, dem kleinen Rath, dessen 100 Glieder ebenfalls 40 Jahre alt sein mußten u. nur auf ein Jahr gewählt waren; dieser Rath prüfte u. beschloß, unter Vorsitz des Dogen od. der Collegi, über die in den Collegi verhandelten Gegenstände, bes. über Krieg, Frieden u. Bündnisse, u. wählte die Wahlherrn; zur Gültigkeit eines Beschlusses mußten 4/5 gestimmt haben. e) Consiglio maggiore, der größere Rath, der aus allen Adligen bestand, die ihr 22. Lebensjahr zurückgelegt hatten, ausgenommen die Geistlichen u. die einem fremden Regenten dienten od. einem Ritterorden angehörten; der große Rath hatte, unter Vorsitz des Dogen od. der Collegi, die gesetzgebende Gewalt. Neben dem Senat u. der Kammer bestanden noch f) die Supremi Sindaci od. Censori, fünf an der Zahl, auf vier Jahre gewählt, welche die Staatsthätigkeit controlirten u. darauf sahen, daß kein Beamter seine Befugniß überschritt. g) Die Inquisitori di stato, welche über Ruhe u. Sicherheit des Staates wachten, wurden erst 1625 eingeführt. h) Die Inquisitori di guerra, welche die Oberaufsicht über das Heer hatten, u. andere Aufseher. Ganz getrennt von den Staatsstellen war die i) Verwaltung der St. Georgenbank (s.u. Bank II. Gg) d), die ihren eignen großen Rath von acht Protettori u. an der Spitze den Protettore della Casa di S. Giorgio u. ein eignes Gericht über ihre Beamten hatte. An ihr gingen alle inneren Kämpfe schadlos vorüber u. den ihr geschwornen Eid hielten alle Parteien, keine vergriff sich an ihr. In der Revolution 1577 wurde auch k) eine besondere Ruota für Criminalgerichtsbarkeit eingesetzt, die aus drei fremden Criminalrichtern bestand. Die Urkunde der Verfassung G-s findet sich in Grävius Thesaurus antiq. rom., 1. Th., S. 1471 ff.

Von nun an war lange innere Ruhe. Als Dogen folgten: 1577 Giov. Batt. Gentile, 1580 Niccola Doria, 1581 Geronimo Franchi, 1583 Ger. Chiavari, 1585 Ambros. Negro, 1587 David Vacca, 1589 Batt. Negrone, 1591 Giov. Agost. Giustiniani, 1593 Ant. Grimaldi Echa, 1595[171] Matth. Senarega, 1597 Lazz. Grimaldi Ceba, 1599 Lorenzo Sauli, 1601 Agost. Doria, 1603 Pietro Franchi, 1605 Luca Grimaldi, 1607 Sylv. Invrea u. wenige Tage nach ihm Geron. Assareto, 1609 Aug. Pinello, 1611 Alex. Giustiniani, 1613 Tommaso Spinola, 1615 Bern. Clavarezza, 1617 Giov. Jac. Imperiale, 1619 Pietro Durazzo, 1621 Ambr. Doria, 1623 Federico Franchi, an der Stelle des nicht anerkannten Giorg. Centurione. Unter ihm erwarb G. 1624 das Marquisat Zuccarello, u. da der Herzog Karl Emanuel von Savoyen auch Ansprüche darauf hatte, so verband er sich mit Frankreich u. Venedig gegen G., doch die Genuesen, unterstützt von ihrem treuen Bundesgenossen Spanien, schlugen die Verbündeten 1625 zurück. Damals wurde zu G. auch, nach dem Muster Venedigs, das Tribunal der Staatsinquisition eingeführt. Um sich an G. zu rächen, erregte der Herzog von Savoyen 1627 eine Verschwörung durch Vachero, einen reichen Bürger, gegen den Adel, aber dieselbe wurde entdeckt. u. Vachero hingerichtet. Der Herzog fand sich dadurch compromittirt, u. es entspannen sich Feindseligkeiten, die erst in dem Frieden zu Madrid vom 27. November 1631 ausgeglichen wurden, nachdem die Genueser 11. April 1631 bei Voltaggio eine Niederlage erlitten hatten. G. erhielt in diesem Frieden Zuccarello gegen eine Zahlung von 6000 Scudi. Dies geschah unter dem Dogat des Leonardo Torre, dessen Vorgänger Jacopo Lomellini (bis 1627), Giov. Luca Chiavari (bis 1629), Andrea Spinola (bis 1631) waren; auf Torre folgten 1633 Giov. Enrico Doria, 1635 Giov. Franc. Brignole, 1637 Agost. Palavicini, 1639 Giov. Batt. Durazzo, 1641 Giov. Agost. Marini, 1643 Giov. Batt. Lercaro, 1645 Luca Giustiniani, 1646 Giov. Batt. Lomellini, 1648 Jacopo Franchi, 1650 Agost. Centurione, 1652 Ger. Franchi, 1654 Alex. Spinola, 1656 Julio Sauli, 1658 Giov. Batt. Centurione, 1660 Giov. Bern. Frugoni, 1661 Ant. Invrea, 1663 Enrico Mari, 1665 Cesare Durazzo, 1667 Ces. Gentile, 1669 Franc. Garbarini, 1671 Alex. Grimaldi, ohne daß in G. etwas von Bedeutung dorfiel, da Ruhe im Inneren herrschte, der Handel seinen, wenn auch nicht mehr wie früher glänzenden, doch guten Fortgang hatte u. der Staat sich meist um die auswärtige Politik nicht bekümmerte, wo Letzteres geschah, stand G. immer auf Seiten Spaniens. 1672 machte der Herzog von Savoyen mit Rafaello von Torre einen Plan auf G., die Verschwörung wurde aber entdeckt u. Torre zum Tode verurtheilt. Savoyen führte bis zu Ende des Jahres Krieg mit G. fort, besetzte auch das Marquisat Zuccarello, mußte es aber im Frieden zu Casale 1673 an G. zurückgeben. Im Dogat folgte 1673 Agost. Saluzzo, 1675 Ant. Passano, 1677 Gianettino Odone, 1679 Agost. Spinola, 1681 Luca Maria Invrea, unter dessen Nachfolger Maria Imperiale Lercaro kam G. mit Frankreich in Krieg Die Genuesen hatten nämlich den Spaniern im letzten Kriege gegen Frankreich vier Schiffe ausgerüstet u. jetzt wollten sie den Transport von Salz u. andere Vorräthe für die französische Besatzung von Casale über Savona durch ihr Land nicht gestatten; deshalb schickte Ludwig XIV. 1684 eine Flotte unter Duquesne u. dem Marquis von Seignelai nach G., welche die Auslieferung von vier Galeeren u. eine Deputation nach Versailles, welche den König um Verzeihung bitten sollte, forderte. Da die Genuesen dies abschlugen, wurde die Stadt vom 17. bis 22, Mai bombardirt, wobei der Palast des Dogen, die Schatzkammer, das Zeughaus u. viele Privathäuser in Grund geschossen wurden. Auf neue Aufforderung folgte wieder abschlägliche Antwort, u. das Bombardement begann 25. Mai von Neuem, zugleich landeten die Franzosen in der Vorstadt S. Pietro d'Arena u. plünderten u. verbrannten sie. Am 28. Mai zogen die Franzosen, aus Furcht vor einer nahenden spanischen Flotte, ab. Aber um nicht von Neuem sich einer solchen Heimsuchung auszusetzen, beschloß G. des Königs Verlangen zu willfahren; nach einem Vergleich vom 12. Januar 1685 leistete G. allen Forderungen Frankreichs Genüge, bezahlte die Kosten des Bombardements, entwaffnete alle, seit drei Jahren gebauten Galeeren, entsagte dem Bündniß mit Spanien u. schickte den Dogen nebst vier Senatoren nach Versailles, um dem König Abbitte zu leisten; der König empfing sie freundlich u. seitdem blieb Friede mit Frankreich. Still folgten nun auf einander die Dogen: 1685 Pietro Durazzo, 1687 Luca Spinola, 1689 Oberto Torre, 1691 Giov. Batt. Cattaneo, 1693 Franc. Maria Invrea, 1695 Bandinelli Negrone, 1697 Franc Sauli, 1699 Geron. Mari, 1701 Federico Franchi, 1703 Ant. Grimaldi, 1705 Enrico Honorio Feretto, 1707 Domenico Maria Mari, 1709 Vincent Durazzo, 1711 Franc. Maria Imperiale, 1713 Giov. Ant. Giustiniani, 1715 Lorenzo Centurione. 1717 Benedetto Viali, 1719 Ambr. Imperiale, 1721 Cesare Franchi, 1723 Domen. Negrone, 1726 Geron. Veneroso, 1728 Luca Grimaldi, 1730 Franc. Maria Balbi, 1732 Domen. Maria Spinola, 1734 Giov. Enrico Durazzo, 1736 Niccola Cattaneo, 1738 Constan. Balbi, 1740 Niccola Spinola. Seit 1729 hatte G. wieder mit Corsica zu thun; hier war über die Erpressungen des Statthalters Pinello ein Aufstand ausgebrochen, den G. 1733 nur durch österreichische u. einen neu ausgebrochenen 1740 nur durch französische Hülfe dämpfen konnte. Unter dem Dogat des Domen. Maria Canevaro gerieth G. in Händel mit Österreich über den Hafen von Finale, welchen G. 1713 vom Kaiser Karl VI. gekauft hatte, u. welchen nach Maria Theresias Schenkung 1743 an den König von Sardinien, G. ohne Entschädigung, weil es das Wohl Italiens forderte, demselben überlassen wollte. Deshalb nahm G. in dem Österreichischen Successionskriege 1745 Partei für Spanien, Neapel u. Frankreich, aber unter dem Dogen Giov. Franc. Brignole, dem Nachfolger von Lorenzo Mari, fiel G. am 5. Septbr. 1746 den Österreichern in die Hände, aber durch einen Volksaufstand, welcher aus einem Zwist zwischen einem Genueser u. einem Österreicher entstand, wurden die Österreicher am 5. December wieder aus G. vertrieben u. suchten vergebens, mit englischer Hülfe, 1747 G. wieder zu erobern, da eine französische Flotte die belagerte Stadt entsetzte. Seit 1744 hatten auch die Empörungen auf Corsica wieder begonnen, G. fand sich außer Stand, die Ruhe daselbst herzustellen, u. überließ daher diese Insel am 15. Mai 1768 um 40 Mill. Francs an Frankreich. Auf Brignole folgten als Dogen. 1748 Cesare Cattaneo, 1750 Agost. Viali, 1752 Enrico Lomellini, in demselben Jahre Giov. Batt, [172] Grimaldi, 1754 Giov. Jac. Enr. Veneroso, 1756 Giov. Jac. Grimaldi, 1758 Matthias Fronsone, 1760 Agost. Lomellini, 1762 Rudolf Brignole Sale, 1765 Maria Cajetan de la Rovere, 1767 Marcellin Durazzo, 1769 Giov. Batt. Negrone, 1771 Giov. Batt. Cambiaso, 1773 Alex. Pietro Franc. Grimaldi, 1775 Brizio Giustiniani, 1777 Giuseppe Lomellino, 1779 Jac. Maria Brignole, 1781 Marc. Ant. Gentile, 1783 Giov. Carlo Batt. Airoli, 1785 Giov. Carlo Palavicini, 1787 Rafaello Ferrari, 1789 Aleram Palavicini, Michel Agost. Cambiaso. Unter diesen Letzten herrschte, bes. seitdem Corsica nicht mehr der Republik gehörte, Ruhe in G.

Als sich die Heere der Französischen Republik auch über Italien verbreiteten, schloß die Republik G. am 9. October 1796 mit Frankreich um hohen Preis eine Übereinkunft (s. Französischer Revolutionskrieg III.). 1797 brachen in G. Unruhen gegen die Aristokratie aus, die Unruhestifter wurden zwar vor der Hand unterdrückt, allein die Franzosen nahmen sich des Volkes an u. nöthigten G. eine Verfassung nach demokratischen Principien auf. Mit der Verfassung änderte G. auch den Namen, indem es den der Ligurischen Republik annahm; es trat Einiges an Frankreich ab, erhielt Einiges von Piemont u. war gegen 100 QM. groß. 1800 wurde G. von den Österreichern zu Lande u. von den Engländern zur See belagert u. ergab sich den 5. Juni (s. ebd.), aber schon am 16. Juni mußten es die Österreicher den Franzosen wieder räumen (s. ebd.). Nun wurde eine provisorische Regierung von Frankreich eingesetzt, dann die Verfassung dahin abgeändert: an der Spitze stand ein auf sechs Jahre gewählter Doge, dessen Gewalt, von drei Wahlcollegien (300 Grundbesitzer, 100 Gelehrte, 200 Kaufleute), einem aus sieben Mitgliedern bestehenden Syndicate u. einer aus 60–72 Mitgliedern bestehenden, nicht beständigen Nationalconsulta beschränkt wurde. Der damals gewählte Doge war Geronimo Durazzo, er war der Letzte u. regierte nur kurze Zeit, denn schon den 4. Juni 1805 wurde nach einem, vom Senat ausgesprochenen u. vom Volke durch Einzeichnung im Stammregister genehmigten Wunsche, G. dem französischen Reiche einverleibt. Zwar wurde G. zum Freihafen erklärt, allein der Handel lag damals darnieder, wie in ganz Frankreich, dessen Geschichte G. nun theilte. Die Bank wurde jetzt aufgelöst, u. die von ihr zu zahlenden Renten von 3,400,000 Livres auf das Schuldbuch Frankreichs übertragen. Anfangs April 1814 wurde G. von den Alliirten cernirt; am 17. April Gefecht, am 18. Aufstand in der Stadt gegen die französische Herrschaft, die französische Besatzung capitulirte u. am 21. zog Lord Bentink in G. ein; auf sein Versprechen, daß in G. die Republik wieder hergestellt werden sollte, wurde er als Befreier aufgenommen u. einstweilen eine republikanische Regierung unter englischem Schutze eingeführt. 1815 kam G. an Sardinien. Zwar schloß es sich 1821 der Revolution an, unterwarf sich aber nach dem Unfall bei Novara wieder. Im August 1824 u. October 1828 wurde G. durch heftige Erdbeben erschüttert. Die allgemeine politische Aufregung, die in ganz Italien schon seit Herbst 1847 herrschte, steigerte sich im Frühjahr 1848 zu thatsächlichen Demonstrationen gegen die Jesuiten u. den österreichischen u. den neapolitanischen Consul; im October u. November ebenfalls Unruhen, die nur mit Waffengewalt unterdrückt werden konnten. Auf die Nachricht von dem Waffenstillstand zwischen Sardinien u. Österreich u. von der Auflösung der Deputirtenkammer in Turin entstand Ende März 1849 hier eine große Aufregung, am 2. April wurde eine provisorische Regierung. (General Arezzana, David, Morchio u. Constant. Reta) ernannt, nachdem sich das Volk u. die Nationalgarde der Forts bemächtigt hatte. Am 4. April erschienen die königlichen Truppen unter della Marmora u. besetzten nach blutigem Kampfe bis zum 10. April die Forts u. die Thore. In der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1857 Attentat der Mazzinisten auf das Diamantfort; es stand mit einer weitverzweigten Verschwörung in Verbindung, wurde aber sofort ohne weiteres Blutvergießen vereitelt, s.u. Sardinien (Gesch.). Vgl. Bizari, Historia rerum a senatu populoque genuensi gestarum, Folieta, Hist. genuensis; Mailly, Hist. de la republ. de Gênes; Gualdo, Relazione della cità de Genova, 1668; Serra, Storia della Liguria, Turin 1834, 4 Bde.; Canale, Storia civile etc. dei Genovesi, Genua 1844–51, 6 Bde.; Liber jurium reipublicae Genuensis (Staatsurkundenbuch), herausgegeben von Erc. Ricotti, im 7. u. 9. Theile der Monumenta historiae patriae, Tur. 1854 u. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 167-173.
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