[7] Abenteuer nennt man eine seltsame, wunderbare, selbst gefahrvolle Unternehmung und bezeichnet mit diesem Worte vornehmlich die Züge und Kriegsfahrten der Ritter während des Mittelalters; die hierbei ausgestandenen Gefahren wurden von den Dichtern vielfach ausgeschmückt, einzelne Abenteuer besungen und Riesen und Drachen, Feen, Zauberer und Zwerge, schöne in verzauberte Schlösser gebannte, doch endlich glücklich erlöste Frauen bilden mit den kämpfenden Rittern den Hauptgegenstand jener Erzählungen. Hieher gehören die im Nibelungenliede beschriebenen Abenteuer aus dem 5. Jahrh., die vom brit. Könige Arthur und seiner Tafelrunde im 6. Jahrh. und die von Karl dem Großen und seinen Paladinen, unter denen der tapfere Roland am berühmtesten ward. Bei weiterer Ausbildung des Ritterthumes und der Bestimmung desselben zum Schutze der Kirche und der Frauen, namentlich während der Kreuzzüge, die selbst als Abenteuer gelten können, eröffnete sich für Abenteurer ein weites Feld. Als später das Ritterwesen eine andere Richtung nahm, bildete sich nach dem eigenthümlichen Charakter eines jeden Volkes der Begriff des Abenteuerlichen verschieden aus. So versteht der durch seine Galanterie bei Damen sich ehedem besonders auszeichnende Franzose unter Abenteuer eine unerwartete, zufällige Begebenheit, besonders mit Damen, und ein Abenteurer ist ihm blos ein unstäter Mensch, der in der Liebe, oder im Spiele wagend sein Glück versucht. Der unternehmende Engländer nennt Abenteuer ein gelungenes Wagestück, und bezeichnet mit Abenteurer einen Mann, der in seinem Berufe etwas wagen muß. Der besonnene Deutsche versteht unter Abenteuer ein aus Schwärmerei und Überspannung gewagtes Unternehmen um eines unbedeutenden Zweckes willen; und ein Abenteurer ist ihm ein thörichter Wagehals, der schwer ausführbare, gefährliche Dinge unternimmt, und ins Große gehende Pläne macht, ohne die Mittel und Kraft zu haben, sie auszuführen.