Amulet

[76] Amŭlet oder Talisman, beides Worte arab. Ursprungs, welche soviel als Anhängsel bedeuten, nennt man alle die Gegenstände, welche Abergläubische als Schutzmittel gegen Krankheiten, Bezauberungen und andere Übel bei sich tragen, und Talismane noch insbesondere die Gegenstände, welche ihrer Kostbarkeit, Seltenheit oder sonst eines Umstandes wegen für Jemanden besonders theuer und werthvoll sind, z.B. Ringe, Locken u.s.w. Der Glaube an die schützende Kraft der Amulete und Talismane ist sehr alt und es findet sich in der Geschichte kein Volk, welches ganz frei davon gewesen wäre. Die ältesten Amulete waren Steinchen, Muscheln, Metallstücke, später auch Pergamentblättchen und Papierstreifen, auf welche unter Beobachtung abergläubischer Förmlichkeiten Figuren, räthselhafte Zeichen oder Inschriften eingegraben wurden. Juden, Griechen und Römer trugen Amulete bei sich und durch sie ging deren Gebrauch auch sehr früh in die christliche Kirche über, wo sie als Schutzmittel gegen die Verführungen böser Geister so große Aufnahme fanden, daß schon im 4. Jahrh. die Verfertigung derselben den christlichen Geistlichen bei Verlust ihres Amtes untersagt werden mußte. Im Mittelalter trug man häufig Reliquien, Heiligenbilder, das sogenannte Agnus Dei, den Rosenkranz u.s.w. als Amulete bei sich; Charaktere geprägt waren. Noch jetzt ist im Morgenlande und in mehren christlichen Ländern der Glaube an die Wirksamkeit dieser Gegenstände ziemlich allgemein. Uneigentlich führen den Namen Amulet auch die Dinge, z.B. Kampher u.s.w., welche man zur Zeit herrschender Epidemien, ohne alle abergläubische Beziehung, als Schutzmittel gegen die Ansteckung bei sich zu führen pflegt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 76.
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